Einölen rostiger Stücke notwendig?
27.09.24, 19:58:54
stavblue0815
Hallo zusammen,
ich nehme als Beispielsfall dieses Aushilfsseitengewehr (EB 118). Diese Fotos stammen aus dem Fundzustand und danach habe ich es angesichts des stark verrosteten festsitzenden Drückers mit Nähmaschinenöl "konserviert". Meine „Tat“ habe ich eigentlich sofort bereut, da es eben jetzt nicht mehr aussieht, wie „frisch“ aus dem Dachboden gezogen.
Ja klar, wer ein super erhaltenes makelloses Stück hat, der möchte keinen Flugrost haben und muss ein solches Stück freilich pflegen, aber ist das bei einem rostigen Stück wie zum Beispiel bei diesem notwendig? Wenn ich das rostige Stück trocken, in einem kontinuierlich warmen Raum lagere, dann kann dieses doch nicht weiterrosten oder etwa doch? Es geht mir letztlich darum, Stücke auch in ihrem Aussehen so originalgetreu wie möglich zu erhalten, ohne diese in Öl „ersäufen“ zu müssen, wenn das nicht notwendig ist.
Dieses Beispielsstück finde ich als Variante übrigens besonders reizvoll, da dieses viele Modifikationen aufweist: So auf Bilder 3 und 4 die „kurze“ Einfräsung in den Laufring, auf Bild 5 die Fräsung am Griffrücken mit versetzten Haltestift, auf Bild 6 die Verlängerung der Feder zur Versetzung des Haltestifts.
Bilder 6 und 7 zeigen noch den „berühmten“ Knick dieser Variante, damit die Klinge wohl nicht in die Schussbahn ragt. Dieser Knick erfolgt von der Parierstange gemessen ca. ab dem 10ten Zentimeter: Mery beschreibt ja in dem Buch „Deutsche Aushilfsseitengwehre 1914-1918“ auf Seite 184, dass in einem belgischen Depot Bajonette mit abgebrochenen Klingen gefunden wurden, die damals wohl diese Modifikation nicht "überstanden" haben.
Beste Grüße
Ferdinand
27.09.24, 21:10:49
Josef
Wenn du ein Diorama bauen willst, unter welchen Umständen solche Stücke versteckt lagerten und gefunden worden, dann laß es rostig wie es ist.
Willst du es als Belegstück für deine Sammlung, reinige es behutsam mit Stahlwolle und öle es ein.
Der Verwendungszweck sollte den Grad der Restauration entscheiden beeinflussen.
Grüße Josef
27.09.24, 22:08:55
Ulan13
geändert von: Ulan13 - 27.09.24, 22:13:07
Bei einem Stück wie diesem, will sagen in diesem Erhaltungszustand, ist für mich der persönliche Geschmack ausschlaggebend. Wenn Dir das Stück so gefällt, laß es so! Ich fürchte, wenn Du dran herumrestaurierst, wirst Du zwar eine ganze Menge lernen, aber mit dem Ergebnis wirst Du wohl schwerlich zufrieden sein. Spannender wäre es, ein gleiches Stück in sehr gutem Erhaltungszustand zu besorgen und es diesem gegenüberzustellen.
Im Übrigen ist bei der Lagerung weniger die Wärme relevant, wenn die Temperatur nur gleichbleibend ist, als vielmehr die Luftfeuchtigkeit!
Grüße vom Ulanen
28.09.24, 04:38:43
Zietenhusar
Hallo Ferdinand,
man soll ja keine Frage mit einer Gegenfrage beantworten, aber ich bin dennoch mal so frei. Hast Du jetzt nur den Drücker geölt oder das gesamte Bajonett?
Nun meine Sichtweise dazu:
Ich kann Deinen Gedankengang nachvollziehen! Gegenstände im Fundzustand zu besitzen hat seinen Reiz. Man kann den Urzustand eh nicht wieder herstellen und man löscht, bleibt man bei Deinem Beispiel, mit einer Überarbeitung seine letzten ca. 100 Jahre Geschichte aus.
Allerdings habe ich es nie geschafft nicht doch den aktiven Rost zu neutralisieren, Das geht nur, wenn man ihn so gut wie möglich entfernt und durch luftabschließende Mittel verhindert, dass er wieder auftritt.
Ich vermute mal, dass man sich mit dieser Frage sein ganzes Sammlerleben beschäftigt. Letztendlich sind wir Sammler in der Regel Laien, was die Möglichkeiten zur Erhaltung vergänglicher Materialien mit allen Alters- und Korrosionsspuren anbelangt.
Hier mal ein aktuelles Beispiel aus meiner "Schublade". Der Idealfall wäre gewesen, das Schwert im Fundzustand zu belassen. Nur obsiegte hier einerseits meine Neugierde, unter der Kruste eine mutmaßliche Angelsignatur zu finden und andererseits tat es mir leid zuzusehen, wie es weiter verfällt. Museumsprofis haben die Möglichkeit, solche Gegenstände im Fundzustand zu konservieren und so komme ich mir beinahe so vor, als hätte ich etwas zerstört. Positiv hingegen war es, Vorherfotos gemacht zu haben. So ist wenigstens eine, wenn auch schwache Dokumentation erfolgt.
Gruß,
Thomas
28.09.24, 08:16:42
AndyB
geändert von: AndyB - 28.09.24, 08:17:36
Mit ASG bajonett ist es wohl recht schwer zu glauben, ist mehr ein aptiertes Beute Seitengewehr Gras 1874 fuer deutsches Gew.88.Also in dieser Richtung wurde es F.Rudiger bennant.
Ja was zu tun ist Sache eines persoenliches Geschmackes.
28.09.24, 11:10:51
stavblue0815
Vielen Dank für die Antworten und Informationen. Ja die Bestimmung als aptiertes Beuteseitengewehr gefällt mir natürlich noch viel besser.
Beste Grüße
Ferdinand
28.09.24, 11:18:33
stavblue0815
Hallo Ferdinand,
man soll ja keine Frage mit einer Gegenfrage beantworten, aber ich bin dennoch mal so frei. Hast Du jetzt nur den Drücker geölt oder das gesamte Bajonett?
Ja ich habe das gesamte Bajonett geölt - besonders witzig fand ich die "rote Schrift" auf dem Klingenrücken (das letzte Foto), die jetzt "leider" schwarz ist.
Ich habe meine Lehre daraus gezogen und werde solche Stücke in Zukunft im Fundzustand belassen und so trocken wie möglich lagern.
Beste Grüße
Ferdinand
28.09.24, 11:24:16
Josef
Wenn du es als Beuteseitengewehr einorbnen willst, sollte es einen Eigentumsstempel in Form des Adlers am Knauf tragen.
Ansonsten wurde es mit großer Wahrscheinlichkeit schon aptiert angekauft.
Grüße Josef
28.09.24, 11:27:14
Ulan13
... und werde solche Stücke in Zukunft im Fundzustand belassen und so trocken wie möglich lagern.
Wobei zu trocken bei Holzgriffen auch schon wieder Probleme bringen kann (Rißbildung)! :mad:
28.09.24, 13:54:25
stavblue0815
Sehe schon, alles nicht so einfach ;-) Also nicht zu trocken lagern oder dann doch den Kompromiss eingehen und ein Holzpflegeöl nutzen? Hab da eins mal von "Windmühlenmesser" mitgesendet bekommen. Die Holzgriffschalen zu pflegen würde das Aussehen des Stückes nicht so komplett verändern, wie eine "Öltaufe" des ganzen Stückes.
Beste Grüße
Ferdinand