Kav. Säbel Sachsen M67
14.10.09, 10:08:58
Waldbursche
geändert von: ulfberth - 14.10.09, 13:36:06
Hallo liebe Forumsmitglieder,
bei diesem Säbel habe ich die Frage zu dem auf der Griffkappe eingeschlagenen überkrönten "L" . Die Bedeutung hätte ich gerne gewußt. Bitte deshalb um Hilfe , bzw Erklärung.
Maße des Säbels betragen:
Säbellänge 105 cm, Klingenlänge 87 cm, Klingenbreite 32 mm,
Klingenstärke 9 mm. :idee:
Danke für die Unterstützung.
Gruß
Waldbursche
14.10.09, 14:01:51
ulfberth
geändert von: ulfberth - 15.10.09, 12:01:56
Hallo Waldbursche,
einfach einmal als
These in den Raum gestellt: Lüttich (Liège).
Nun ist es durchaus denkbar, daß die 67er KS nach Außerdienststellung auch über Belgien veräußert wurden. Das Abschlagen bzw Neuvernieten der Gefäße war seinerzeit ein relativ normaler und einfacher Vorgang, so daß selbst ein solcher Ort für einen Stempel - zumindest theoretisch - denkbar wäre.
Nur, wie schon geschrieben, dies ist eine reine Arbeitsthese!
Hierzu würde mich einmal die Meinung von corrado26 interessieren.
Gruß
ulfberth
14.10.09, 17:00:53
Sachse
Hallo,
zum Beitrag kann ich nach Sichtung an einem gleichen sächsischen Säbel ergänzen:
Der überkrönte L-Stempel befindet sich bei meinem Stück ebenso auf der von Waldbursche bezeichneten Stelle oberhalb des Griffringes, weiterhin aber noch auf
- der Angelvernietung
- dem Klingenrücken unter dem Abnahmejahr 80
- dem Gefäß unmittelbar an der überkrönten JR (Johann)- Stempelung. Vielleicht hilft dies corrado26 zur Meinungsbildung.
Mit frdl. Gruß vom Sachsen
14.10.09, 17:42:37
corrado26
Das Problem ist nicht einfach zu lösen. Ich besitze Aufzeichnungen zu tausenden von Stempeln und Kontrollmarken, aber meinem Hauptinteresse entsprechend leider nur Stempel, die auf Feuerwaffen zu finden sind.
Nun muss klar sein, dass die Kontrollbeamten in der Feuerwaffenbranche sicherlich andere waren, als diejenigen, die sich mit Blankwaffen abzugeben hatten. So ist für mich erklärlich, dass ich ein bekröntes "
L" auf einem Säbel in meinen Unterlagen natürlich nicht finden kann.Klar aber ist auch, dass die Herrschaftsinsignien aller Kontrolleure eines Staates, also die jeweils verwendete Krone, unter der sie ihr Initial setzten, bei beiden eigentlich gleich sein muss.
Davon ausgehend, möchte ich vermuten, dass der Stempel zumindest für mich fast zweifelsfrei aus Bayern, genauer aus Amberg kommt. Auf unzähligen Feuerwaffen bayerischer Herkunft findet man ein "
I", ein "
H" oder ein "
M" unter
exakt der Krone, die auf dem "
L des Säbels eingeschlagen ist. Leider kann ich diese Feststellung mangels bayerischer Blankwaffen hier nicht nachprüfen, sollte aber im Forum kein Problem sein.
Gruß
corrado26
15.10.09, 00:04:00
ulfberth
geändert von: ulfberth - 15.10.09, 12:07:32
Hallo!
Die Bilderserie vom Sachsen läßt die Abnahmestempel in einem anderen Licht erscheinen.
Vielleicht sollten wir uns dem Problem von verschiedenen Seiten her nähern. Das Modell ist von 1867 und liegt folglich in der Regierungszeit von König Johann von Sachsen. Nach seinem Ableben 1873 hätte eine neue Klinge normalerweise nicht mehr ein JR, sondern ein A bzw. AR tragen sollen.
Nun suggeriert aber die Zahl 80 auf dem Klingenrücken eine Jahreszahl, nämlich 1880, während die Klinge und der Korb noch den JR-Stempel – also vor 1873 – tragen. Nun mögen sicherlich auch solche staatlich abgenommene Teile noch nach 1873 hinaus in den Depots vorhanden gewesen sein. Ob dies auch noch 7 Jahre später der Fall war, läßt sich vermutlich weder belegen noch verwerfen.
Vom Bauchgefühl oder auch von den Truppenstempeln hätte ich hier eher Waffen der ersten Lieferungen vermutet. Hier paßt die oben angedachte Jahreszahl 1880 nicht so richtig ins Bild.
Irritierend ist das Fehlen eines Herstellerstempels. Hilbert beschreibt ihn nicht und auf den Bildern ist er nicht zu abgebildet!?! Bitte ggf. dazu Bildern neu einstellen.
Die vermutlich wichtigste Frage ist eigentlich: Wurde das JR auf das überkronte L geschlagen – oder umgekehrt? Das eingestellte Foto deutet auf die erste Variante hin. Möglicherweise zeigt die Lupe aber etwas völlig anderes.
Gruß
ulfberth
15.10.09, 12:50:17
Waldbursche
Hallo,
an alle die sich mit dieser Thematik beschäftigen. Auf dem von mir gezeigten M 67 ist auf dem Klingenrücken keine Jahreszahl eingeschlagen, aber auf der Fehlschärfe ist als Hersteller "Lühneschloss Solingen " eingeschlagen. Über den Hersteller ist dann das "JR" für Johann geschlagen. Vielleicht ist ja das überkrönte "L" im Zusammenhang mit Lühneschloss vielleicht als Reparatur-Abnahme zu sehen. Weis auch nicht ? Bild von der Fehlschärfe und dem Gefäß als Anlage. :idee:
Gruß
Waldbursche
16.10.09, 17:40:09
corrado26
Ich weiß nicht, ob das hier bekannt ist, deswegen erwähne ich es hier bei diesem "ominösen" Säbel. Bei den Feuerwaffen ist heute bekannt, dass viele Staaten, Frankreich, England, aber auch deutsche Staaten in den Jahren um 1880 zur Zeit des boomenden Kolonialismus Unmengen an Vorderlader-Feuerwaffen, zusammengezimmert aus allem, was man hatte, als Tauschware in die Kolonien verfrachteten. Dort gab man sie den Stammeshäuptlingen neben Glasperlen und Spiegeln als großherzige Tauschangebote gegen alles, was den Kolonialisten erstrebenswert erschien: Land, Bodenschätze, Früchte etc. In Frankreich nannte man diese Waffem "Armes de Traite" Man hätte den Häuptlingen auch moderne Hinterlader geben können, das aber wollte man aus verständlichen Gründen nicht - heute ich das offensichtlich anders.
Ich frage mich nun, ob man den Häuptlingen neben den Feuerwaffen auch nicht mehr benötigten Blankwaffenschrott aufs Auge gedrückt hat, das würde nach meiner Meinung manches erklärlich machen, was mit deutschen Ordonnanzwaffen eigentlich nicht zusammenpasst.
Gruß
corrado26
16.10.09, 20:08:24
Waldbursche
Sehr geehrter Herr Corrado26,
recht vielen Dank,für diese nette Antwort. Sicher ist Ihr Wissen umfassender als das meine, unbestritten. Vermutlich steht nur der Pabst und Gott noch über ihnen. Ich werde dann warten, bis sich ein Blankwaffen-Schrott-Forum gebildet hat und dort nachfragen.
16.10.09, 20:32:37
Zietenhusar
Ich denke mal, denn wissen tu ich's nicht, daß man die erwähnten Tauschaktionen in den Kolonien hier ausklammern kann. Ich glaube auch, daß ein solchermaßen weitergereichtes Stück (falls es einen Zusammenhang gab) sich nicht mehr in dieser Erhaltung befinden würde.
Das es in "jüngerer Zeit" diverse Stempelaktionen als Aufwertung gegeben hat, ist unbestritten. Einen Bezug zu diesem Säbel kann ich mangels Wissen und Erfahrung aber nicht herstellen.
Gruß,
Thomas
16.10.09, 20:37:31
Zietenhusar
Auf dem von mir gezeigten M 67 ist auf dem Klingenrücken keine Jahreszahl eingeschlagen...
Sachsen und seine Blankwaffen werden für mich, auch aus dem oben zitierten Grund, immer interessanter. Nicht abnahmegestempelte, aber truppenstempelmäßig sächsische Blankwaffen haben wir ja schon im Forum.