sächsischer Säbel "EISENHAUER" -" J. Holl in Stuttgart"
16.05.15, 18:56:50
oosborne
geändert von: joehau - 07.08.22, 03:20:29
Hallo,
ich habe folgenden Säbel erstanden:
Klinge: 810 mm
Gesamt: 935 mm
Breite: 27 mm an der Parierstange
Stärke: 7 mm
Gewicht: 550 g
Die Klinge ist nur an der Spitze einigermaßen scharf.
Auf dem Ruecken steht I J. Holl in Stuttgart
Auf der rechten Seite steht EISENHAUER.
Hier ist auch noch ein Rest von einer Vergoldung zu erkennen.
Die Klinge ist auch gut gehärtet (grob geschätzt mehr als 58HRC) an der Schneide.
Der Griff ist mit weichem schwarzen Leder umwickelt mit einer goldenen
Drahtkordel umsponnen. Parierstange und Gefäß sind aus Eisen (oder Stahl).
Eine Scheide hab ich leider keine.
Folgende Fragen habe ich:
Wie kann ich den Hersteller ausfindig machen?
Gehören Klinge und Griff originär zusammen?
Ich würde mich sehr freuen, wenn mir jemand weiterhelfen könnte,
oder mir Tipps gibt, wie ich mir selbst weiterhelfen kann -
ich bin ganz neu in der Thematik.
Danke und Liebe Grüße!
OO
17.05.15, 11:27:55
Zietenhusar
Hallo,
den Namen auf der Klinge würde ich keinem Hersteller zuschreiben. Meines Erachtens wird es sich um einen Händler handeln.
Gruß,
Thomas
17.05.15, 11:45:33
ulfberth
geändert von: ulfberth - 17.05.15, 21:07:10
Hallo oosborne ,
das Gefäß entspricht dem sogenannten "
sächsischen Junkersäbel".
Diese sowohl verkaufsfördernde wie auch gleichermaßen nichtoffizielle Modellbezeichnung mag eine Anspielung an den Fahnenjunker sein. Gemeint ist hierbei häufig eine Mannschaftswaffe mit Details (Fischhaut / Oberwicklung etc.) einer Offizierwaffe.
Unabhängig davon findet dieser Typ auch gelegentlich Verwendung bei sächsischen (Polizei-) Beamten.
Durch die Position der Klinge im Gefäß scheinen Zweifel an der originalen Zusammengehörigkeit angebracht. Diesen werden noch verstärkt durch den Stuttgarter Händler. Vermutlich handelt es sich hierbei aber um „G. H. Kohl“, welcher als Waffenfabrikant in Stuttgart tätig war!?!
Ein evtl. Solinger Klingenhersteller könnte sich unter den Parierstangenlappen auf der Fehlschärfe der Klinge befinden.
Gruß
ulfberth
17.05.15, 13:13:49
oosborne
geändert von: joehau - 28.10.21, 23:51:48
Schönen Sonntag,
und herzlichen Dank für die Hinweise!
Ja, der Versatz von Parierstangenlappen und Klinge ließen mich auch in Richtung "zusammengepuzzelt" denken. Ich werde die Buchstaben nocheinmal überprüfen. Hab aber hier im Forum einen Post gelesen über einen Säbel eines Händlers I. Kolb aus Württemberg. Das wäre noch eher aus den Buchstaben zu lesen.
Da bliebe noch das Rätsel um die Klinge selbst, ich hab auch schon gründlich unter den Lappen gekuckt aber noch nichts gefunden. Außerdem habe ich leider auch noch keinen Säbel (im Internet) gefunden, der die gleiche Eisenhauer- Aetzung hat, wie dieser. ME macht die Klinge einen sehr guten Eindruck, ich denk nicht, dass sie eine Fälschung ist.
Eine Frage hab ich noch: Ist das möglich, dass so 100 Jahre altes Leder so weich bleibt?
Einen schönen Restsonntag, wünsche ich!
OO
17.05.15, 21:06:36
ulfberth
geändert von: ulfberth - 22.05.15, 16:10:15
Eine Frage hab ich noch: Ist das möglich, dass so 100 Jahre altes Leder so weich bleibt?
Die Antwort dürfte im Alter liegen. Weder Belederung noch Oberwicklung wirken zeitgenössisch.
Wobei man sich bei Fotos dieser Güte schon mehr im Glaubens- als im Wissensbereich befindet. Das sind m. E. alte s/w-Fotos. Wobei sich dann zwangsläufig die Frage nach dem wirklichen Zweck der Fragestellung stellt. :cool:
Gruß
ulfberth
18.05.15, 09:37:52
Zietenhusar
Ja, die Eisenhauer-Ätzungen sind vielfältig. Da gibt es etliche Varianten, auch
bei uns im Forum. Das die Klinge nicht scharf ist liegt an der Verwendung als (privat beschaffte) Waffe für den Ausgang.
Gruß,
Thomas
18.05.15, 20:04:34
oosborne
geändert von: joehau - 07.08.22, 03:26:26
Danke fuer den Hinweis mit der Privatbeschaffung, dazu hab ich allerdings zwei Fragen:
1. Warum nimmt man eine Eisenhauerklinge nur fürs Rumtragen?
Da waers doch effizienter zu sagen: muss nur schoen aussehen, ist nur fürs Rumtragen.
2. Der Griff ist ja nicht schön, für Spazierengehen fast ein bißchen Understatment.
Na gut, ist keine Frage.
Ich hab mich durchs Forum gewühlt und bin mir nun ziehmlich sicher,
dass der Hersteller der Klinge dieser GVS? ist.
Seine Ätzungen, sind den auf meinem Saebel sehr ähnlich.
Liebe Grüße!
OO
19.05.15, 11:27:09
blacky21
geändert von: joehau - 07.08.22, 03:29:10
Für mich bestehen erhebliche Zweifel, ob das überhaupt Sachsen ist,
auch da sich der Säbel nicht mehr im Originalzustand befindet.
Sächsische Extrawaffen haben meist einen entsprechenden Händler sowie das
Sachsenwappen auf der Klinge.
Ich würde mir mal G.Maier "Württemberg" vornehmen.
S. 87,88 dort kann man ein ähnliches Stück finden.
Gruß Hans-Jochen
19.05.15, 14:09:27
ulfberth
geändert von: joehau - 07.08.22, 03:35:46
... Ich würde mir mal G.Maier "Württemberg" vornehmen.
Habe ich - und bin aus mehren Gründen etwas verwundert. Das erste Problem
war die Seitenangabe. Der (originale) Maier hat nämlich keine Nummerierung.
Dann aber erst das Bild. Ähnlich? Na ja! Zur Ehrenrettung des Vorredners
sei gesagt: Es ist zumindest ein einfaches Bügelgefäß. :D
"Eine um die Zeit
vor dem deutsch-französischen Krieg häufig anzutreffende
Art des Infanterieoffizierssäbels, die Formelemente des Füsilier- und Husarensäbels in
sich vereinigt, ist hier dargestellt. Das Eisengefäß besitzt gerippt belederte Hülse,
oben stark gebogene oder abgeflachte, ganze Griffkappe und
einen weit nach vorne
geschwungenen Griffbügel, der etwas zurückversetzt in die gerade, hinten abgebogene
Parierstange einmündet. Spezifisch für dieses Muster, das genau dem österreichischen
IOS von 1837 … entspricht, sind die beiden schildartigen Mitteleisen und die stabförmige
Verdickung am Ende der Parierstange."
Gefäß und Klinge des hier vorgestellten Säbels wirken nicht wie die des oben erwähnten
österreichischen 1837er, sondern eher wie um die Jahrhundertwende!
Daher bleibe ich bei meiner Vermutung: sächsisches Gefäß mit einer württembergischen Klinge.
19.05.15, 14:45:03
blacky21
geändert von: joehau - 07.08.22, 03:33:02
In der Tat ein verblüffender Unterschied bei dem Extrasäbel.
Vielleicht kann mal ein Bild der Griffkappe (Bereich der Vernietung) gezeigt werden!
Desweiteren wäre der restliche Text interessant.