Füsilier Seitengewehr M60 Marine? ==> Werftdivision / Eisenbahn - Compagnie
19.01.16, 21:56:16
Koppel1944
geändert von: joehau - 20.01.16, 17:17:39
Hallo zusammen,
wollte mal einige Details meines FS60 zeigen, Truppenstempel ist I.W.D (wie so viele) und darüber ein E geschlagen. I.Werft-Division ist klar, aber für was steht das große E ???
Die Klinge mit spätem Datum W71, da war die Serienproduktion eigentlich schon ausgelaufen, entweder wurde es aus noch vorhandenen Lagerteilen währen des franz. Krieges von 70/71 zusammengebaut, oder eine im Krieg beschädigte Klinge wurde getauscht! Diese späten Daten wie 1871 oder 1872 sind mMn schon selten! Das Datum auf der Parierstange und der Scheide, da leider schwach lesbar, sieht mir nach 68 aus, denke das Scheide und Bajonett so zusammengehören. Das Bajonett hat nur eine dreistellige Depo Nr.
Grüße
K44
10.02.16, 08:19:15
RAL
geändert von: joehau - 09.10.21, 01:39:53
Ich sehe eigentlich 2 Truppenstempel:
I.W.D.498 - Werft-Division
und
E.4.211 (in 1871 das einzige) Eisenbahnbataillon
10.02.16, 15:39:12
Koppel1944
super Danke! Das habe ich überhaut nicht in Erwägung gezogen. Habe schon mit Ersatz und allem möglichen gerätselt!
10.02.16, 20:43:28
Spartaner545
Hallo Koppel,
passend zu deiner Scheide besitze ich eine mit dem Stempel E.C. 81., leider ist hier kein Jahresstempel im Leder mehr zu erkennen.
Auch hier wird es sich wohl um einen Truppenstempel der Eisenbahner handeln. Eisenbahn Compagnie, Waffe Nr. 81.
Es wäre spannend zu wissen wann die Compagnie in ein Bataillon umgewandelt wurde und somit das C aus dem Truppenstempel verschwand und durch eine Compagniezahl, bei deinem Stück eine 4., ersetzt wurde.
Beste Grüße
Vincent
PS: Das Seitengewehr, welches mit der Scheide versorgt ist, trägt ebenfalls einen Stempel der Werft-Division.
11.02.16, 00:11:06
ulfberth
geändert von: ulfberth - 11.02.16, 00:22:20
Eisenbahntruppen:
„Die im Frieden getroffenen Vorbereitungen wurden im Feldzuge gegen Dänemark 1864 zum ersten Male erprobt, doch kam es noch nicht zur Aufstellung von E. Diese blieb dem Feldzuge gegen Österreich im Jahre 1866 vorbehalten. Kurz vor Ausbruch des Krieges, am 9. Mai 1866, veröffentlichte das preußische Kriegsministerium Grundzüge für die Aufstellung, Gliederung und den Dienst der im Falle einer Mobilmachung aufzustellenden Feldeisenbahnabteilungen. Wenige Wochen später wurden bei Ausbruch des Krieges 3 solche Feldeisenbahnabteilungen gegründet, denen die Wiederherstellung zerstörter Bahnen, der Bau von neuen und Umgehungsbahnen und die Zerstörung feindlicher Eisenbahnen übertragen wurden. Sie leisteten besonders auf dem Kriegsschauplatz in Böhmen Erhebliches. … Diese Leistungen sind um so bemerkenswerter, als es den Abteilungen an den nötigen Vorbereitungen fehlte; auch der Mangel an militärischer Gliederung und Dienstzucht war zuweilen störend, doch wurden diese Mängel durch die Tatkraft und Gewandtheit der technischen Mitglieder der Feldeisenbahnabteilungen wieder ausgeglichen. Sie wurden zwar nach Beendigung des Feldzuges wieder aufgelöst, doch bildeten die gesammelten Erfahrungen wertvollen Stoff für die weitere Bearbeitung der die Aufstellung von E. betreffenden Fragen. …
Die Zeit bis zum Feldzuge gegen Frankreich 1870/71 reichte zu umfassenden Truppengründungen nicht aus. Es wurde nur auf Grund Allerhöchster Kabinettsorder vom 10. August 1869 beim Gardepionierbataillon ein Stamm von 90 Mann für den Feldeisenbahn- und Telegraphendienst errichtet. Wegen der ungenügenden Stärke dieser Truppe wurden bei Ausbruch des Krieges in Preußen zunächst vier (später noch eine fünfte) Feldeisenbahnabteilung und in Bayern eine solche Abteilung aufgestellt. Diese leisteten zwar sehr Tüchtiges, vermochten aber doch nicht allen Anforderungen zu genügen. Es wurde deshalb unmittelbar nach dem Kriege, am 1. Oktober 1871, in Ausführung der A.K.O. vom 19. Mai 1871 als Stamm für die künftigen E. ein Eisenbahnbataillon gegründet, das schon im Jahre 1876 durch Aufstellung eines zweiten Bataillons zu einem Eisenbahnregiment erweitert wurde.“
Quelle:
Röll, Freiherr von: Enzyklopädie des Eisenbahnwesens, Band 4. Berlin, Wien 1913
14.02.16, 16:25:30
ulfberth
geändert von: ulfberth - 14.02.16, 19:05:36
Das Zündnadel Füsiliergewehr M/60 war zur Ausstattung der Füsilier-Regimenter vorgesehen. Nicht zur Bewaffnung der III. (Füsilier-) Bataillone und fand folglich zu diesem Zeitpunkt auch nur bei den Regimentern der leichten Infanterie Verwendung.
Die Eisenbahntruppen (genauer Feld-Eisenbahnabteilungen) in den Jahren 1858 bis 1871 entstammen den Pionieren, genauer gesagt den Garde-Pionieren. Uniformierung, Ausrüstung und Bewaffnung entspricht bei den Eisenbahnern bis auf geringe Abweichungen (Schulterklappen etc.) auch den Garde-Pionieren. Also Pioniergewehr U/M *. Als Seitengewehr wird folglich auch das Pionier-Faschinenmesser a/A (1810er) angelegt. Pionier-Faschinenmesser M/65 kommen m. e. bei den Eisenbahntruppen nicht vor, sondern das 65/71er und 71er Modell.
Meines Erachtens werden auch beim Eisenbahn Bataillon die Pioniergewehre U/M durch 71er Waffen ersetzt.
Gruß
ulfberth
* Daß das 7. Pionierbataillon vermutlich als einiges das Pioniergewehr M/69 trug, kann hier im Wechselspiel mit den Eisenbahnern vernachlässigt werden.
14.02.16, 16:43:45
Koppel1944
Danke euch, hat sich ja doch noch super entwickelt!
Ein PFM71 mit E Truppenstempel habe ich noch, stell da die Tage auch mal noch ein Bild ein!
Grüße
K44
15.02.16, 15:05:59
Spartaner545
Hallo Zusammen,
erstmal ein großes Dankeschön an ulfberth für den sehr informativen Beitrag!
Leider steh ich jetzt etwas auf dem Schlauch.Bedeutet das jetzt, dass die frühen Feld-Eisenbahnabteilungen das FSG M/60 zu ihrem Pioniergewehr U/M trugen?
Oder stehen die Truppenstempel auf den FSG M/60 Scheiden von Koppel und mir (E.4.211. und E.C. 81) einfach nicht für die Eisenbahnabteilungen?
:confused:
Beste Grüße
Vincent
15.02.16, 15:58:21
ulfberth
geändert von: ulfberth - 15.02.16, 18:54:41
Ich gehe nach der Literaturlage davon aus, daß das Faschinenmesser a/A zusammen mit einem Pioniergewehr bei den Eisenbahnformationen geführt wurde. Ersteres läßt sich auch durch Realstücke belegen. Siehe dazu auch einen Beitrag im nächsten oder übernächsten Heft der Zeitschrift für Heereskunde.
Zumindest aus den mir zu Verfügung stehenden Quellen läßt sich vor den 71er Modellen kein M/1860er Füsiliergewehr oder Seitengewehr belegen. Aber vielleicht ergeben sich ja hierdurch Quellen aus der Sekundärliteratur.
Gruß
ulfberth
15.02.16, 17:49:16
Spartaner545
Ok. Danke für die Antwort.
Dann bleibt es wohl offen, für was die Truppenstempel mit dem E auf den FSG M/60 stehen.
Obwohl es anscheinend kein wirklich seltener Stempel ist...
Beste Grüße
Vincent