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unter dem Dach der
Deutschen Gesellschaft für Heereskunde e.V.
 
 

Unbekannter Pallasch

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12.02.23, 11:49:49

Richard

geändert von: joehau - 14.02.23, 19:56:25

Moin in die Runde,

wie in der Vorstellung schon geschrieben, habe ich nach einem Säbel/Pallasch
mit geringem Sammlerwert gesucht, um damit die historischen Techniken zu üben.
Dabei ist mir dieser Pallasch in die Hände gefallen. Scheide war leider nicht dabei.

Gesamtlänge: 92 cm

Klinge:
Klingenlänge: 76 cm
Klingenbreite: 2,5 cm
Masse: ca. 1 kg
Hohlschliff: vom Griff aus 55 cm
Marke: gekröntes K

Griff:
Material: Holz, Messing (?)

Besondere Merkmale: gefühlt großer Handschutz mit vielen Scharten. Auch die Klinge hat sehr viele Scharten. Das Ort ist Rund.

Die ersten Bilder:
Im ersten ist noch mein Aushilfssäbel zum Vergleich :cool:



13.02.23, 05:14:35

Zietenhusar

geändert von: Zietenhusar - 13.02.23, 05:17:57

"Armeefechtzeug", wie man es bei deutschen Übungswaffen nennt, ist ein spezielles Thema. Ich hoffe, man bekommt die Herkunft Deiner Waffe über die charakteristische Griffkappe und/oder über das überkrönte K heraus.

Ob der blanke Niet in der Hilze ursprünglich ist?

Gruß,
Thomas
13.02.23, 09:51:36

RAL

K unter Krone: (Vielleicht) Kruythof, ab 1889 Controller in Delft/NL.

Klinge: Wie (Hollandische) Cavalerie Officiers Sabel M1895 (oder: Lange Sabel n°3)

Griff: Keine Ahnung.
13.02.23, 16:57:19

Richard

Zitat von RAL:
K unter Krone: (Vielleicht) Kruythof, ab 1889 Controller in Delft/NL.

Klinge: Wie (Hollandische) Cavalerie Officiers Sabel M1895 (oder: Lange Sabel n°3)

Griff: Keine Ahnung.


Beim Griff bin ich gefühlt recht nah am Schwedischen M1842 oder dem M1846 Modellen. Kann aber Online nicht nachempfinden, ob die Klinge passt.

Das Gefäß passt nirgends richtig.

13.02.23, 17:03:38

Richard

Zitat von Zietenhusar:
"Armeefechtzeug", wie man es bei deutschen Übungswaffen nennt, ist ein spezielles Thema. Ich hoffe, man bekommt die Herkunft Deiner Waffe über die charakteristische Griffkappe und/oder über das überkrönte K heraus.

Ob der blanke Niet in der Hilze ursprünglich ist?

Gruß,
Thomas


Eine Übungswaffe war auch meine Vermutung, der zerschlagene Zustand würde gut dazu passen. Dann passt es auch gut, wenn ich es wieder seinem ursprünglichen Zweck zuführe...
13.02.23, 20:40:19

joehau

geändert von: joehau - 14.02.23, 16:49:56

Zitat von Richard:
...recht nah am Schwedischen M1842...



Ich tippe mal auf ein zusammengesetztes Teil aus:

- Griff und Klinge schwed. M1842/47 Sabel for kavalleriet manskap
- gekröntes K für den Hersteller Kongsberg
- Korb vom norwegischen M1820 Marinehuggert
16.02.23, 22:04:18

Richard

geändert von: joehau - 16.02.23, 22:22:41

Zitat von joehau:
Zitat von Richard:
...recht nah am Schwedischen M1842...



Ich tippe mal auf ein zusammengesetztes Teil aus:

- Griff und Klinge schwed. M1842/47 Sabel for kavalleriet manskap
- gekröntes K für den Hersteller Kongsberg
- Korb vom norwegischen M1820 Marinehuggert


Ich denke, weiter werden wir leider nicht kommen. Ich habe leider auch
nichts zur Provenienz ausser dass ich es bei einer Privatperson gekauft habe.

Zumindest bin ich damit beruhigt, dass es sich nicht um ein Stück von
besonderem, sammlerischen Wert handelt. Der Status Quo wird dokumentiert,
dann wird es fürs Training fit gemacht.

Danke an alle
18.02.23, 17:29:21

schwekapi

geändert von: schwekapi - 19.02.23, 16:51:57

Warum so viele Umwege? Warum nimmt man zu norwegischen Teilen ein schwedisches Teil (Teil = Teilmenge). Der Griff ist auf keinem Fall ein schwedischer Säbel m/1842. Auch kein Säbel m/1847. Es gibt in Schweden keinen Säbel m/1842/47. Ein Blick in die Kategorie Schweden (Blankwaffen) würde sofort Aufklärung bringen. Der Niet beim schwedischen Säbel m/1842 ist in der Mitte des Griffs. Bei diesem Stück eindeutig nicht! Es ist auch kein altes Loch dafür vorhanden.

Also bleiben wir mal in Norwegen.

Zuerst etwas geschichtliches. Norwegen gehörte zu der Zeit zwar zu Schweden, aber nur in Personalunion! Norwegen hat völlige Handlungsfreiheit von Carl XIV. bekommen. Er war zwar auch König von Norwegen, der Stortning (Parlament) von Norwegen hatte jedoch alleinige Regierungsgewalt. Der König nahm immer an den Sitzungen teil, äußerte auch seine Meinung, segnete aber fast alle Entscheidungen ab. Die Aussage von Carl XIV. - Norwegen an Schweden angliedern, aber nicht unterjochen.

Trotzdem übernahm Norwegen verschiedene Säbel und Pistolenmodelle in ähnlicher Form von Schweden. So war es auch mit dem schwedischen Säbel m/1842 der in Norwegen mit veränderter Griffform als Kavalleriesäbel m/1845 angenommen wurde. Leider liegt mir nur ein ganz schlechtes schwarz/weiß Bild aus einem Buch vor. So wie ich das aber sehe, hat dieser norwegische Säbel keinen Niet im Griff (diese Aussage jedoch unter Vorbehalt). Für mich sieht der Niet hier aus, als ob später angebracht (auch unter Vorbehalt).

Abschließend ist festzustellen, alle Teile dieses Säbels stammen aus Norwegen. Also stammt dieser hier aus Norwegen. Was auch das gekrönte K zeigt.

Nun noch zur Begriffsbestimmung. Es handelt sich hierbei um einen "Fechtsäbel". So werden diese in Schweden und Norwegen genannt. Ältere Säbel wurden mit einem großen Korb versehen und die Klinge stumpf gemacht. Das dicke Leder auf der Innenseite des Korbes soll auch Verletzungen verhindern. Damit lernten die Soldaten das Säbelfechten - aber erst, wenn die Ausbildung mit Holzstöcken "verlustfrei" abgeschlossen war.

2 verschiedene schwedische Fechtsäbel sind auf meiner WEB-Seite zu sehen (Link hier unten).
19.02.23, 14:52:16

Richard

Vielen Dank für die ausführliche Antwort. Der Lage des Niets im Griff hatte ich jetzt gar keine Bedeutung zugestanden.

Bevor ich mit der Feile rangehe, hat dieser Fechtsäbel ohne Provenienz einen geschichtlichen Wert? Er wird sicher ein Unikat sein, das ergibt sich aus der Herstellung.
20.02.23, 18:47:12

schwekapi

Völlig klar - auch dieses Teil hat einen geschichtlichen Wert. Aber - die meisten Sammler sind an "richtigen" Waffen interessiert. Einige wenige Sammler möchten alles sammeln, was zu ihrem bevorzugten Regiment gehört. Ich denke, Du solltest mit dem Fechtsäbel das tun, was Du gedacht hast. Eine würdigere Weiternutzung dieses Stückes ist meiner Meinung nach nicht möglich.

Viel Glück bei Deinem Projekt.

 
 
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