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JackT808

(User)

Hallo zusammen,
ich habe diesen Blücher-Säbel zur Begutachtung eingestellt. Die Maße stimmen mit dem M1811 überein, und die Klinge selbst wirkt früh und stammt vermutlich aus Solingen – ohne Herstellermarkierung, aber mit einer Rose. Die Montierungen hingegen könnten meiner Meinung nach sogar bis in die Mitte des 19. Jahrhunderts reichen.

Die Klinge ist 3,5 cm breit und 82 cm lang, also vollständig im üblichen Maßbereich des M1811. Die Parierstangen zeigen gekreuzte Lanzen, was auf Ulanen – oder vielleicht die Kosaken-Garde – hindeuten könnte.

Ich habe eine Vorschrift gefunden, die 1820 in Kraft trat und besagt, dass Messingscheiden nicht mehr verwendet wurden. Das könnte also auf eine Fertigung vor 1820 hindeuten. Ich habe bisher nur sehr wenige Blücher-Offizierssäbel aus der Zeit der Napoleonischen Kriege gesehen – und keinen mit dieser Schönheit.

Ich habe einige Fotos zur Begutachtung beigefügt.
Mit besten Grüßen

28.05.25, 19:59:46

fritz1888

(Moderator)

Obwohl es sich hier um Bilder aus einem laufenden Verkaufsangebot handelt, wurde bestätigt, dass Herr Jan Müller von der Firma Weitze die Erlaubnis zum Posten hier erteilt hat.

28.05.25, 21:13:47

Clouseau

(Mitglied)

Hallo JackT808,

was soll denn nun begutachtet werden? Gibt es konkrete Fragen?

Problematisch finde ich bereits die Überschrift - einen „Ulanen-Offizierssäbel M1811 Blücher“ kenne ich nicht. Es handelt sich um einen Kavallerie-Offizier-Interimssäbel; dies dürfte bereits bei den frühen Ausführungen aus den 1820-ger Jahren, zumindest was Preußen betrifft, so gehandhabt worden sein. Und aus dieser Zeit, also nicht „napoleonisch“, stammt diese Ausführung. Der dienstlich geführte Kavallerie-Offizier-Säbel sah anders aus.

Überschrift und „im Maßbereich des M1811“ suggerieren, dass es sich um eine preußische Waffe handelt. Darauf gibt es keine konkreten Hinweise. Offizier-Ausführungen waren an kein Maß gebunden; die Dimensionen der Klinge unterlagen keinen Bestimmungen. Ringbänder der Scheide sind mir in dieser Form in Preußen noch nicht begegnet, ich kann es aber auch nicht ausschließen. Erwarten würde ich aber ein eisernes Schleppblech.

Die „Kosaken-Garde“ ist mir nicht bekannt. Lanzen deuten natürlich auf einen Ulanenoffizier hin, aber auch die gesamte (preußische) Landwehr-Kavallerie trug Lanzen.


02.06.25, 12:39:28

JackT808

(User)

Zitat von Clouseau:
Hallo JackT808,

was soll denn nun begutachtet werden? Gibt es konkrete Fragen?

Problematisch finde ich bereits die Überschrift - einen „Ulanen-Offizierssäbel M1811 Blücher“ kenne ich nicht. Es handelt sich um einen Kavallerie-Offizier-Interimssäbel; dies dürfte bereits bei den frühen Ausführungen aus den 1820-ger Jahren, zumindest was Preußen betrifft, so gehandhabt worden sein. Und aus dieser Zeit, also nicht „napoleonisch“, stammt diese Ausführung. Der dienstlich geführte Kavallerie-Offizier-Säbel sah anders aus.

Überschrift und „im Maßbereich des M1811“ suggerieren, dass es sich um eine preußische Waffe handelt. Darauf gibt es keine konkreten Hinweise. Offizier-Ausführungen waren an kein Maß gebunden; die Dimensionen der Klinge unterlagen keinen Bestimmungen. Ringbänder der Scheide sind mir in dieser Form in Preußen noch nicht begegnet, ich kann es aber auch nicht ausschließen. Erwarten würde ich aber ein eisernes Schleppblech.

Die „Kosaken-Garde“ ist mir nicht bekannt. Lanzen deuten natürlich auf einen Ulanenoffizier hin, aber auch die gesamte (preußische) Landwehr-Kavallerie trug Lanzen.


Die Kosakengarde wurde 1813 gegründet, aber nur die Lanzen auf der Parierstange deuten darauf hin, dass es sich um eine mit Lanzen bewaffnete Einheit handelte. Messingscheiden wurden ab 1820 reguliert, später vollständig durch Stahlscheiden ersetzt. Falls das Stück also preußisch ist, könnte es aus einer früheren Zeit stammen. Die preußische leichte Kavallerie begann 1811 mit der Ausrüstung britischer 1796er-Säbel und produzierte kurz darauf eigene Varianten, was darauf hinweist, dass preußische Offiziere, obwohl dies nicht offiziell vorgeschrieben war, Offiziersversionen des M1811 anfertigen lassen konnten. Ich bin derzeit auf der Suche nach napoleonischen Offizierssäbeln des M1811 für ein Projekt, an dem ich arbeite. Ich dachte, dieses Stück könnte ein Beispiel dafür sein. Jemandem hat der Säbel wohl gefallen und er wurde gekauft—vermutlich wegen der aktuellen Aufmerksamkeit, denn er hatte schon eine ganze Weile dort gelegen.

Gestern, 04:29:09

Clouseau

(Mitglied)

Ich nehme an, mit „Kosakengarde“ ist die zwischen 1813 und 1815 bestehende Garde-Kosaken-Eskadron gemeint. Für Sie als US-Amerikaner ist es sicherlich schwierig, deutsche / preußische Truppenteilbezeichnungen zu übersetzen.
Wenn Sie aber an einem „Projekt“ arbeiten, sollten Sie sich anhand eingehender Literatur-Recherchen darüber informieren und unbedingt die korrekten Bezeichnungen verwenden, um den Wert Ihrer Arbeit nicht erheblich zu mindern.

Speziell die Offiziere dieser Einheit trugen übrigens ein Säbelmodell, welches sich an einem zeitgleichen russischen Säbelmodell orientiert, wie ja auch die gesamte Uniformierung als eine Art Hommage Friedrich Wilhelms III. an die russischen Waffenbrüder anzusehen war. Ob die Verwendung dieses Modells gerade in Kriegszeiten für alle Offiziere dieser Einheit möglich war, ist natürlich eine andere Frage. Wie ich schon schrieb, ist der vorgestellte Säbel auf jeden Fall nach 1815 hergestellt und hat demnach mit der Garde-Kosaken-Eskadron nichts zu tun.

Für Ihr Projekt weise ich darauf hin, dass die ersten aus England als Hilfslieferungen für Preußen stammenden Säbel (Light Cavalry Trooper´s Sword, pattern 1796) bereits 1807/08 nach Kolberg geliefert wurden.

Alle preußischen Offiziere mussten ihre Waffen selbst kaufen. Ihre Säbel hatten sich am Mannschaftsmodell zu orientieren (insofern waren diese durchaus „offiziell vorgeschrieben“), waren aber, je nach Geldbeutel, besser ausgearbeitet. Gerade in der Frühzeit zwischen 1820 und 1830 gab es eine Vielfalt an Ausführungen (mit polierten Stahlgefäßen, vergoldeten Messingefäßen, teilweise mit Nebenbügeln und vieles mehr). Sie finden viele Beispiele davon hier im Forum, darüber hinaus empfehle ich das Werk von Gerd Maier über preußische Blankwaffen oder "Der Blüchersäbel" von Seifert/Stefanski. Ausführungen mit Löwenkopf sind aber eher als Interimssäbel anzusehen und eigentlich nur außerhalb des Dienstes erlaubt; natürlich auch abhängig vom Dienstgrad. Ein Rittmeister hatte da wohl mehr Freiheiten als ein Leutnant.

Für Ihr Projekt wünsche ich Ihnen viel Erfolg. Ich schlage vor, das Ergebnis Ihrer Ausarbeitung auch in diesem Forum vorzustellen.


Gestern, 12:06:17

JackT808

(User)

Zitat von Clouseau:
Ich nehme an, mit „Kosakengarde“ ist die zwischen 1813 und 1815 bestehende Garde-Kosaken-Eskadron gemeint. Für Sie als US-Amerikaner ist es sicherlich schwierig, deutsche / preußische Truppenteilbezeichnungen zu übersetzen.
Wenn Sie aber an einem „Projekt“ arbeiten, sollten Sie sich anhand eingehender Literatur-Recherchen darüber informieren und unbedingt die korrekten Bezeichnungen verwenden, um den Wert Ihrer Arbeit nicht erheblich zu mindern.

Speziell die Offiziere dieser Einheit trugen übrigens ein Säbelmodell, welches sich an einem zeitgleichen russischen Säbelmodell orientiert, wie ja auch die gesamte Uniformierung als eine Art Hommage Friedrich Wilhelms III. an die russischen Waffenbrüder anzusehen war. Ob die Verwendung dieses Modells gerade in Kriegszeiten für alle Offiziere dieser Einheit möglich war, ist natürlich eine andere Frage. Wie ich schon schrieb, ist der vorgestellte Säbel auf jeden Fall nach 1815 hergestellt und hat demnach mit der Garde-Kosaken-Eskadron nichts zu tun.

Für Ihr Projekt weise ich darauf hin, dass die ersten aus England als Hilfslieferungen für Preußen stammenden Säbel (Light Cavalry Trooper´s Sword, pattern 1796) bereits 1807/08 nach Kolberg geliefert wurden.

Alle preußischen Offiziere mussten ihre Waffen selbst kaufen. Ihre Säbel hatten sich am Mannschaftsmodell zu orientieren (insofern waren diese durchaus „offiziell vorgeschrieben“), waren aber, je nach Geldbeutel, besser ausgearbeitet. Gerade in der Frühzeit zwischen 1820 und 1830 gab es eine Vielfalt an Ausführungen (mit polierten Stahlgefäßen, vergoldeten Messingefäßen, teilweise mit Nebenbügeln und vieles mehr). Sie finden viele Beispiele davon hier im Forum, darüber hinaus empfehle ich das Werk von Gerd Maier über preußische Blankwaffen oder "Der Blüchersäbel" von Seifert/Stefanski. Ausführungen mit Löwenkopf sind aber eher als Interimssäbel anzusehen und eigentlich nur außerhalb des Dienstes erlaubt; natürlich auch abhängig vom Dienstgrad. Ein Rittmeister hatte da wohl mehr Freiheiten als ein Leutnant.

Für Ihr Projekt wünsche ich Ihnen viel Erfolg. Ich schlage vor, das Ergebnis Ihrer Ausarbeitung auch in diesem Forum vorzustellen.


Vielen Dank, möglicherweise handelt es sich um einen Übersetzungsfehler. Dennoch habe ich – sofern ich in den Quellen nichts über sie finde – nicht vor, über die Garde-Kosakeneskadron zu schreiben. Sie wurde lediglich als möglicher Besitzer des oben gezeigten Säbels in Betracht gezogen. Mein Projekt befasst sich mit der Fechtkunst in den Napoleonischen Kriegen, und leider habe ich Schwierigkeiten, Memoiren aus preußischer Perspektive zu finden, die Augenzeugenberichte über Kavallerieeinsätze oder Ausbildung enthalten. Die einschlägigen Reglements habe ich zwar alle sowie einige weitere Quellen. Eine Bibliographie habe ich hier beigefügt:
https://www.deutsches-blankwaffenforum.de/topic.php?id=10341&page=1�

Gestern, 19:56:01
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