Hallo,
aus Zeitmangel kann ich momentan nicht auf den Dolch eingehen.
Es ist jedoch falsch zu behaupten, dass "regelmäßig" auf den Klingenangeln kaiserlicher "Echt"-Damastklingen das Wort "Damast" eingeschlagen wurde. Ich persönlich habe vielleicht Hundert (?) solcher Dolche in Augenschein genommen,mein Mitautor noch einige mehr. Nur die Fa. Eickhorn stempelte so.
Raffinierstahl ist ein ROHMATERIAL für Schmiedeprodukte ! Stark schlackehaltiges und unterschiedlich kohlenstoffhaltiges Eisen aus dem Rennofen war für eine Weiterverarbeitung nicht zu verwenden.
Daher schichtete man dieses Material, verschweißte es zu einem Paket und schmiedete es zu einer Stange aus, dem sog. Recken. Dieser Recken wird in gleiche Teile zerteilt, geschichtet und wieder zusammengeschmiedet. Durch die mehrfache Wiederholung des Prozesses wurde der Stahl verfeinert (raffiniert), so dass er zur Weiterverarbeitung taugte. Die Schlackenreste des Renneisens waren entfernt, der Kohlenstoffgehalt homogen.
Eine ca. 2000 Jahre alte Technik, die bis zur Erfindung des Hochofens angewendet wurde.
Damastklingen kaiserlicher Marinedolche jedoch bestanden meist aus zwei
hochwertigen Stahlsorten, die erhitzt und zusammengeschmiedet wurden. Durch wiederholtes Falten und erneutes zusammenschmieden ergibt sich ein Schweißverbundstahl mit verschiedenen Schichten und einem schönen, aber irregulärem Muster, dass durch Anätzen sichtbar wird. Diese Art des
Damaststahls fertigen die meisten modernen Schmiede heute noch an.
Durch verschiedene Techniken des Zusammenlegens des Stahlpaketes und Drehen desselben im erhitzten Zustand(Torsion) kann ein Schmied verschiedene Muster, sogar Worte erzeugen.
Die so erzeugten Klingen sind nun qualitativ aber nicht unbedingt besser als Klingen aus
gutem Monostahl, jedoch optisch für viele ansprechender.
Eine Unterscheidung in "Echtdamast" weil die Klinge z.B. ein aufwändiges Rosenmuster zeigt und "Damast", weil "lediglich" ein Bandmuster geschmiedet wurde ist falsch. Es handelt sich in beiden Fällen um Schweißverbundstahl von dem lediglich z.B. die großen Rosen das aufwändigere Schmiedeverfahren sind.
Echter
Damaststahl ist Wootzstahl, ein Kristallisationsdamast, der ein sog. Wassermuster zeigt.
Exkurs:
Kristallisationsdamast, eine seit ca. 300 v.Chr. bekannte Technik, wird mittlerweile wieder zum Objekt von Hightech-Forschung. Die Zeitschrift
Nature http://www.nature.com/nature/journal/v444/n7117/abs/444286a.html berichtete im November 2006 von einer Forschung des Dresdner Instituts für Strukturphysik: In einer Wootzstahlklinge aus dem 17. Jahrhundert fanden sich Röhren und Zementitfäden im Nanobereich. Im Grunde High-Tech, die in Indien in grauer Vorzeit im Hinterhof entwickelt wurde...
Dazu noch ein stark vereinfachender, populärwissenschaftlicher Artikel des Spiegel:
http://www.spiegel.de/wissenschaft/mensch/0,1518,448539,00.html
Leider unterschlägt der Spiegel in seinen Ausführungen die möglichen Zukunftsperspektiven, die dieser Stahl bieten kann. Aber das ist eine andere Geschichte...
Zur Zeit arbeiten wir an einem Buch über arabische und osmanische Blankwaffen. Mit Unterstützung der türk. Regierung werden wir im Frühjahr im Askeri Museum in Istanbul die wichtigsten Schwerter photographieren und beschreiben. Im Sommer/Herbst folgt dann das Topkapi Museum. Beide Museen beherbergen einzigartige Stücke, die noch nie (!) zusammen in großformatigen Farbfotos gezeigt wurden. Aus diesem Grund beschäftigen wir uns mit "Damast"stahl.
Prof. Föll von der Uni Kiel hat uns schon manche unserer Frage beantwortet. Wir danken ihm dafür. Seine lesenswerte Abhandlung zum Thema (in Engl.:
http://www.techfak.uni-kiel.de/matwis/amat/def_en/kap_5/advanced/t5_1_1.html.
Ich bedaure andere Angaben machen zu müssen, als verdiente Mitglieder hier. Ich bitte sehr, dies nicht persönlich zu nehmen. Aber es gibt m.E. zu viele irrtümliche Ansichten zum Thema Damast, es sollten keine hinzugefügt werden. Der Artikel von Prof. Föll ist insofern lesens- und zitierenswert.
Vielen Dank für das Verständnis.
Gruß
Flyingdutchman