B L A N K W A F F E N
DAS FORUM FÜR SAMMLER & INTERESSIERTE
unter dem Dach der
Deutschen Gesellschaft für Heereskunde e.V.
 
 
Autor Nachricht

jfk

(User)



Hallo allerseits,

ich durchkämme gerade den Fundus meines Vaters, in dem mir zwei Säbel untergekommen sind, zu denen ich gerne Information einsammeln würde.

Ich mache für beide Stücke unterschiedliche Forenthemen auf und danke bereits an dieser Stelle für tatkräftigen Nachhilfeunterricht ;-)

Hier ist der zweite Säbel, ein Eisenhauer, Fotos anbei.

Dann mal viel Spass & Erfolg bei der Recherche...

jfk


04.06.09, 18:24:22

limone

(Super-Moderator)

Hallo jfk,

das sieht aus der Ferne betrachtet wie ein preußischer M 52/79, Eigentumstück (also privat beschafft, um ihn außerhalb des Dienstes zu tragen) aus.
Dienstlich gelieferte Waffen hatten Abnahmestempel und keine Klingenätzung. Die unter der Griffkappe hervorschauenden Drahtwicklungsreste sollten dann auf 3 verdrillte Drahtwicklungen hinweisen, Draht: dünn-dick-dünn, jeweils 2 Drähte verdrillt, die beiden äußeren gegenläufig.

Da dieses äußest erfolgreiche Säbelmodell auch in vielen anderen Staaten Verwendung fand, wäre es hilfreich, wenn die Klingenätzungen einen Hinweis auf Verwendung in Deutschland gäben (Händler auf dem Klingenrücken, Reichsadler o.ä. auf der Klinge).

Die Fingerschlaufenfarben, wenn "schwarz in der Mitte, beidseitig weiß eingefasst", könnten einen Hinweis auf Preußen geben.

Ohne eindeutiges Indiz auf Deutschland oder Preußen sind das alles nur Hinweise, Sicherheit gibt es nur bei eindeutigen Merkmalen (s.o.).

Ein Indiz für die Verwendung in Deutschland könnte der an der Scheide entfernte untere Tragering sein.

Grüße

Carsten


     Fröhlich sein, Gutes tun, und die Spatzen pfeifen lassen...
04.06.09, 22:22:28

jfk

(User)



hi limone,

als erstes schonmal vielen Dank für die Infos,

es gibt eine Gravur auf dem Klingenrücken, die bekomme ich nicht richtig ins Bild, daher eine Beschreibung:

Ein König & ein behelmter Ritter nebeneinander, darunter Initialen: "W.K.&" hinter dem & kommt noch der Ansatz eines "C", hier bin ich nicht 100% sicher.

Der Handschutz scheint aussen mal abgeschliffen worden zu sein und es es sehr schemenhaft noch eine Gravur zu sehen, die ich nicht zu entziffern vermag.

Hilft das weiter?...

05.06.09, 09:54:06

Zietenhusar

(Hausmeister)

Hallo jfk,

willkommen im Forum. Wie Carsten (limone) schon erwähnt, handelt es sich aller Wahrscheinlichkeit nach um einen preußischen Kavalleriesäbel M52 in der privat beschafften, also kleineren, Extraversion. Diese besondere Klingenform (Steckrücken mit Schör) wurde ab 1879 eingeführt.

Das von Dir beschriebene Herstellerzeichen ist von Weyersberg, Kirschbaum und Co. (WK&C) und könnte >>so<< aussehen. Die im "Handschutz" (Korb) erwähnte Gravur könnte eine Waffennummerierung, oder eine Gravur vom Besitzernamen darstellen. Ohne genauere Abbildungen ist das von hier aus nicht einzuschätzen.

Das der Säbel in ähnlicher Form auch in anderen Ländern geführt wurde, hat Carsten ebenfalls erwähnt. In diesem Fall ist das eher nicht anzunehmen, wenn ich die Fotos richtig interprätiere. Wie lautet denn die in der Themenüberschrift erwähnte "Eisenhauer" - Inschrift genau so wie geschrieben, oder anders?

Gruß,
Thomas

05.06.09, 13:53:14

jfk

(User)



Hallo Zietenhusar,

der Link auf das php enthält in den linken vier Bildern genau das Herstellerzeichen unseres Säbels.

Ich werde versuchen, die Säbel mit einer professionellen Kamera zu fotografieren und werde die Updates dann anhängen.

An dieser Stelle schon mal Hut ab vor der versammelten Waffenkunde!

Gruss

Jürgen

05.06.09, 14:18:09

jfk

(User)



so, habe jetzt ein Foto des Eisenhauer Schriftzuges extrahiert, mit einem Teil der Ornamente.

Ist das die Information, die Euch weiterbringt?

Bin schon gespannt....

Gruss

Jürgen

05.06.09, 18:31:22

Zietenhusar

(Hausmeister)

Hallo Jürgen,

damit kann das oben geschriebene, nämlich, daß es sich um einen Säbel aus deutschen Diensten handelt, bestätigt werden. Ein, z.B. in holländischen Diensten befundener, dem M52 ähnlicher Säbel, hätte die Aufschrift "Yzerhouwer" gehabt, was die holländische Übersetzung von Eisenhauer bedeutet. Oft hatten die holländischen Säbel aber keine Griffkappenlappen, manchmal aber eben >>doch<<.

Zur Eisenhauer-Beschriftung kann noch angemerkt werden, daß es sich um eine besondere, aber wenig aussagekräftige Qualitätsbezeichnung handelt, ähnlich wie der Grad Rockwell. Rockwell wird gemessen, indem man auf die Klinge eine harte kugelförmige Spitze drückt, bis ein Abdruck entsteht. Bei den meisten heute hergestellten Klingen ist der Rockwell an der Schneide 60, und 40 Grad am Klingenrücken. Das bedeutet, daß die Schneide härter ist als der Rest der Klinge, sie bei guter Schnitthaltigkeit immer noch genügend flexibel bleibt.
Heutzutage wird der Härtegrad noch mit anderen Werten gemessen, welche mir aber nicht geläufig sind. Es spielt zum Thema auch keine weitere Rolle.

Laut der mir untergekommenen Beschreibungen zur Eisenhauer-Qualität, mußte die Klinge einen Eisenstift durchschlagen, ohne daß an der Schneide eine Einkerbung zurückbleibt. Leider wurde nirgens erwähnt, wie hart der Stift, oder wie sein Durchmesser gewesen sein mußte. Demnach gab es keine Einteilung in Grade. Die Klingen können, meines Erachtens, auch nicht einzeln getestet worden sein, da sie meist stumpf, verziert und vernickelt sind. Ein Schlag mit fertigen Klingen hätte irgendwo einen Schaden verursacht, zumindestens aber kein Ergebnis gebracht. Wenn ich mir die zierlichen Klingen so ansehe, würde ich einen Selbsttest auch tunlichst vermeiden.

Ich nehme an, daß es sich beim Rohstoff der Eisenhauerklingen um einen Stahl handelt, der durch seine Zusammensetzung, oder Verarbeitung, die oben beschriebenen Eigenschaften besitzen kann.

Dem Säbel sieht man sein Alter (Bj. 1900 plus minus 10 Jahre) schon an. Die Drahtwicklung am Griff, der Hilze, fehlt, die Scheide wurde farblich einmal neu überarbeitet und die Vernickelung am Korb (Handschutz) löst sich. Trotz allem aber durchaus sammelwürdig, wenn die Klinge nicht beschliffen ist, was ich nicht annehme. Ein kleines highlight ist die erhaltene Fingerschlaufe.

Gruß,
Thomas

06.06.09, 06:20:31
Gehe zu:
Benutzer in diesem Thema
Es lesen 0 Gäste und folgende Benutzer dieses Thema:
Archiv
Powered by: phpMyForum 4.2.1 © Christoph Roeder