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Thema: Gunto Typ 98 / späte Ausführung mit lederbezogener Holzscheide (https://forum-historische-waffen.de/topic.php?id=2518)


Geschrieben von: Zietenhusar am: 22.06.10, 21:06:24
Ein Schwert für Offiziere des Heeres, in einer Art "Behelfsausführung".

Gesamtlänge: 960 mm
Schwertlänge: 935 mm
Klingenlänge: 650 mm
Klingenbreite: 30 mm
Klingenstärke: 8 mm


Geschrieben von: Zietenhusar am: 22.06.10, 21:14:42
Die Klinge ist Mumei (d. h. ohne Signatur des Schmiedes).

Die Nakago (Klingenangel) zeigt Feilstriche und einige aufgemalte Schriftzeichen.


Geschrieben von: Zietenhusar am: 22.06.10, 21:25:03
Eine wellenförmige Hamon (Härtelinie) ist erkennbar.


Geschrieben von: Zietenhusar am: 22.06.10, 21:39:00
Die Saya (Scheide) besteht aus einem Körper aus Magnolienholz mit einem Lederüberzug. Es fehlen die bei den Metallscheiden-Ausführungen üblichen Zierelemente, wie Kuchi-gane, Seme-gane und Ishizuki. Statt eines Scheidenbandes (chiyokan) aus verziertem Messing ist eine einfache Ausführung (Haikan) aus Eisen vorhanden.

Bei dieser lederbezogenen Ausführung handelt es sich nicht um die Schutzmaßnahme der Scheide vor Schmutz im Felde, sondern ist eine Art Notausführung. Ersteres wurde bei den ursprünglichen Scheiden aus Metall gemacht. Im hier gezeigten Fall wurde das Metall der Scheide eingespart, aus Material- und Zeitnot.

Ebenso fehlt die federbelastete Klinke, die Schwert und Scheide üblicherweise zusammenhält. Statt dessen geht ein Lederriemen mit Druckknopf durch eine Öffnung der Tsuba hindurch, um diesen dann im verwahrten Zustand mit einem Gegenknopf an der Scheide zu verbinden.


Geschrieben von: Zietenhusar am: 22.06.10, 21:53:22
Besonders erwähnenswert sind die "Extras" an dieser Scheide, unter anderem die schon im vorangegangenen Beitrag gezeigte Ummantelung der Scheide mit einem Stück Leinen, auf Höhe der Stelle, an der die Hand des Trägers üblicherweise hinfäßt, um das Schwert im verwahrtem Zustand zu transportieren. Desweiteren ist der Scheidenort mit einem unüblichen Ortblech versehen. Das wurde entweder vom Träger zusätzlich montiert, oder ist eine nicht vorgeschriebene "Zusatzleistung" vom Hersteller. Seinen Zweck dürfte dieses Extra erfüllt haben, sind doch die meisten lederbezogenen Scheiden am Ort defekt.

Die kleine Schnur am Tragering hatte ebenfalls eine Bedeutung. Mit ihr befestigte der ehemalige Träger, ein japanischer Offizier, nach der Kapitulation einen Zettel mit seinem Namen. Das geschah kurz vor der Übergabe der Schwerter an die Amerikaner, die nach Kriegsende alle Blankwaffen einsammelten und entweder vernichteten, oder im Glücksfall als Souvenier (sog. Veteran "bring backs") mit nach Hause nahmen. Der japanische Offizier unterlag der Hoffnung, sein Schwert eines Tages zurück zu bekommen.


Geschrieben von: Zietenhusar am: 22.06.10, 21:57:53
Tsuba, Seppa, Habaki

Ohne Montage-/Zahlenstempel, wie es an früheren Stücken gewohnt ist.


Geschrieben von: Zietenhusar am: 22.06.10, 22:13:12
Einige Griffdetails. Griffzwinge und -kappe (Kabuto-gane) sind schlichter verziert als bei ihren Vorgängern. Die Menuki sind aus Kupfer. Die Same (Griffbezug) ist entweder echte, oder künstliche Rochenhaut.


Geschrieben von: Zietenhusar am: 22.06.10, 22:21:07
Zum Schluß soll ein Teilchen erwähnt und gezeigt werden, welches, trotz seiner simplen Struktur, ein wichtiges Detail am japanischen Schwert darstellt. Ohne diesem ist der Zusammenhalt zwischen Griff und Klinge nicht gegeben; das Mekugi.

Ein Mekugi (Haltestift) besteht aus Bambus und wird durch die Querbohrung des Griffes (tsuka) und das Loch der Angel (mekugi-ana) geschoben.