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Thema: Petition Deutsch ins Grundgesetz (https://forum-historische-waffen.de/topic.php?id=2869)


Geschrieben von: Freizeitpreuße am: 05.01.11, 00:37:49
Das sich die deutsche Sprache im Laufe von 1200 Jahren immer weiter entwickelte ist klar. Auch der Einfluss von Fremdwörtern (heutzutage durch Anglizismen und Scheinanglizismen)ist kein historisch einmaliger Vorgang, wie der Blick auf das 17. und 18. Jahrhundert zeigt. Doch die heutige Situation unterscheidet sich qualitativ und quantitativ von früheren Phasen äußerden Drucks auf das Deutsche. Die gesamte Sprachgemeinschaft ist betroffen; früher war es eine zahlenmäßig kleine Ober- und Bildungsschicht, die Lateinisch und Französisch als Wissenschafts- oder Konversationssprache verwendete. Durch Verbreitung der Massenmedien wie Internet und TV heutzutage, ist jeder Hans und Franz betroffen.

Zugegeben, wenn auch die Wirkung des damaligen Enflusses nicht so groß war, wie der heutige, so wanderten doch einge Wörter z. B. aus dem Französischen in die deutsche Sprache ein. Schon damals gab es Sprachpfleger, die auch mit Erfolg Eindeutschungen erdachten, welche sich dann etablierten. Man sieht also, es ist keinesfalls ein Kampf gegen Windmühlen, wenn man heute gegen Denglisch vorgehen möchte. Als damalige Sprachpfleger sei die Fruchtbringende Gesellschaft genannt. Leuten wie denen verdanken wir es, dass wir nicht mehr mit der Billet auf dem Perron stehen, sondern mit der Fahrkarte auf dem Bahnsteig. Ebensolche Erfolgen erzielen die Franzosen mit ihrer Politik heutzutage oder besonders sei auch Island genannt, deren Sprache sich im Laufe der Jahrhunderte kaum veränderte. Und als Mustersbeispiel schlechthin, um zu beweisen, dass man Sprache sehrwohl bewusst schützen, ja sogar wiederbeleben kann, seien die Juden genannt. Die haben ihre seit 1200 Jahren im Alltagsleben tote Sprache im 19. Jahrhundert wiederbelebt - eine in der Welt unvergleichliche kulturelle Meisterleistung auf sprachlicher Ebene. Sprache entwickelt sich somit nicht einfach so ("Entwicklung der unsichtbaren Hand") - sie wird auch gemacht! Nur leider in Deutschland heute von den Falschen - von kapitalistischen Firmen, die die seit 1945 vorherrschenden Minderwertigkeitskomplexe der Deutschen auf sich selber und ihre blinde Anschmachtung Amerikas ausnutzen, um mit - in deren Ohren - schön klingenden englischen Wörtern Produkte zu vermarkten und den Rubel rollen zu lassen. Es fehlt an Bewusstsein für unsere Sprache in der Bevölkerung. Die wenigsten Deutschen denken bewusst über ihre Sprache nach. Das sie Denglisch verwenden, ist ein unbewusster/unterbewusster Prozess durch die Verbreitung des Denglsichen mithilfe der Massenmedien. Damit schaden sie ihrer Kultur, dem Verständnis innerhalb des eigenen Landes, den Stand des Deutschen als Wissenschaftssprache (welche mal als solche ganz vorne war) und, und, und...

Zum Thema Annäherung der Völker: Gegen eine Weltsprache als solche habe ich rein gar nichts. Idealerweise sollte es eine relativ neutrale Plansprache wie Esperanto sein, um den Wettbewerbsvorteil der Amis und Briten nicht weiter zu zementieren (wo gehen beispielsweise "Computer-Inder" welche aus einer ehemaligen britischen Kolonie kommen, hin? Natürlich nicht zu uns - sondern direkt in die USA, auch wg. der Sprache). Interessant ist außerdem auch die Idee eines internationalen Sprachpakts - das in den englischsprachigen Ländern verstärkt andere Sprachen gelehrt werden. Sofern die Etablierung einer Plansprache nicht geht (ernsthaft versucht hats noch keiner), würde ich sogar das Englische als Weltsprache tollerieren. Deswegen braucht man aber nicht die eigene Sprache im Lande aufgeben. In Deutschland Deutsch sprechen und wenn man mit Ausländern verkehrt, Englisch reden - so einfach könnte es sein.

Wie öde wäre doch eine Welteinheitskultur - wie eine Landschaft, in der man zum Zwecke eines zügellosen Warenaustausches alle Wälder abholzt, alle Berge abträgt und alle Flüsse begradigt. Und von der Abschaffung der Bruchschriften (z. B. Fraktur, Sütterlin usw.) in Deutschland 1941 durch die Nazis - ein Kulturbruch ohnegleichen - will ich gar nicht erst reden.

Tja, nun habe ich mich nun doch (mal wieder) dahinreißen lassen, zu diskutieren. Ich denke, ich ziehe mich nun zurück. Wer die Petition "Deutsch ins Grundgesetz" unterstützen will, der tue das. Wer nicht, der lässt es eben bleiben.


Geschrieben von: limone am: 07.01.11, 21:42:56
Zitat von Freizeitpreuße:
Ich denke, ich ziehe mich nun zurück. Wer die Petition "Deutsch ins Grundgesetz" unterstützen will, der tue das. Wer nicht, der lässt es eben bleiben.


Ja. Zu allen Themen gibt es die unterschiedlichsten Meinungen, davon soll man sich nicht entmutigen lassen.

Wenn man etwas Eigenständiges, viele Menschen betreffendes, reglementieren möchte, muss man >Gründe< dafür haben.

Gute Gründe.

Diese Diskussion wird intensiver >hier< geführt, dort ist sie wohl auch besser aufgehoben.

Vielen Dank für den Anstoß, über dieses Thema nachzudenken.


Herzliche Grüße

Carsten


Geschrieben von: limone am: 07.01.11, 22:48:54
Vielleicht noch ein letztes Wort von einem alten Demokraten:

Bei der politischen Willensbildung besteht immer das Problem: Wie setzt man Volkes Wille in politisches Handeln um (der defizitäre politische Willensbildungsprozess). Es gibt viele Demokratien, und alle händeln diesen Weg anders.

Die Sprache ist einer der wenigen Bereiche, in denen die Mehrheit direkt, unmittelbar und bis ins letzte Detail bestimmt, wie es weitergehen soll. Was Mehrheiten findet, setzt sich durch, was nicht, vergeht - Toleranz gegenüber Randerscheinungen eingeschlossen.

Das ist doch Demokratie in ihrer reinsten, unverfälschten Form, oder? zwinkern


Geschrieben von: Jaguar-12 am: 08.01.11, 23:44:07
..........aber Mehrheit ist nicht immer gleich Wahrheit, oder? mit Augen rollen
Gruß Peter


Geschrieben von: limone am: 09.01.11, 22:48:18
...aber Richtschnur des politischen Handelns - meinten zumindest die Väter unseres Grundgesetzes. Grundrechte, die eingeschränkt werden dürfen, sind ja dort klar umrissen.

Richter sprechen ja auch nicht Recht. Sie fällen Urteile, warum gäbe es sonst die Möglichkeit der Berufung?


Geschrieben von: Freizeitpreuße am: 10.01.11, 21:39:15
Zitat von limone:
Vielleicht noch ein letztes Wort von einem alten Demokraten:

Bei der politischen Willensbildung besteht immer das Problem: Wie setzt man Volkes Wille in politisches Handeln um (der defizitäre politische Willensbildungsprozess). Es gibt viele Demokratien, und alle händeln diesen Weg anders.

Die Sprache ist einer der wenigen Bereiche, in denen die Mehrheit direkt, unmittelbar und bis ins letzte Detail bestimmt, wie es weitergehen soll. Was Mehrheiten findet, setzt sich durch, was nicht, vergeht - Toleranz gegenüber Randerscheinungen eingeschlossen.

Das ist doch Demokratie in ihrer reinsten, unverfälschten Form, oder? zwinkern


Die Mehrheit stimmt aber nicht über Denglisch ab. Sie denkt schlichtweg gar nicht nach. Oder besser gesagt, sie macht sich zu wenig Gedanken über ihre eigene Sprache. Denn wie ich schon schrieb, ist die Benutzung des Denglischen ein unbewusster Prozess. Man wird beeinflusst durch die Werbung, den Medien oder durchs Umfeld, welches zuvor durch Medien beeinflusst wurde. Die wenigsten Menschen denken im Alltag bewusst über die deutsche Sprache nach. Erst wenn man sie bewusst nach dem Denglischproblem fragt, werden sie wach. Immer wieder gibt es Umfragen, in denen ein nicht unerheblicher Teil der Befragten ein Problem im Denglischen sehen.


Geschrieben von: Jaguar-12 am: 10.01.11, 23:18:54
Hallo Freizeitpreuße!
.... und Du glaubst wirklich daran,daß sich das ändert wenn es im Grundgesetz steht!!! Gott erhalte Dir deinen Glauben.
Gruß Peter mit Augen rollen


Geschrieben von: Freizeitpreuße am: 10.01.11, 23:38:49
@Jaguar-12: Die Verankerung der Deutschen Sprache im Grundgesetz ist nur ein Anfang. Ein erster Schritt, dem viele folgen sollten.


Geschrieben von: gardehusar am: 11.01.11, 00:07:02
Ja Ja das böse Englisch......

Du beim alten Fritz war mehr Toleranz angesagt!!

Sehr ehrlich geschrieben hat diese Diskussion hier NIX zu suchen!!! Meine bescheidene Meinung.


Geschrieben von: Freizeitpreuße am: 11.01.11, 00:25:39
@Gardehusar: Bitte verwechsle Toleranz nicht mit Gleichgültigkeit. Wenn den Deutschen ihre Sprache egal ist, ist das nicht tolerant dem Fremden gegenüber, sondern gleichgültig dem Eigenen gegenüber. Im Übrigen gab es - ebenfalls wie von mir bereits geschrieben - schon in früheren Zeiten Sprachpfleger.

Und zum hier "nicht reinpassen" - unsere Sprache sollte jedem etwas angehen. Geht es doch um nicht geringeres als um unsere Kultur, dem Verständnis hierzulande und natürlich auch um Geld und Macht. Sprache ist auch Geld (Wirtschaftsfaktor) und somit auch Macht. Und unter der Beachtung der Hauptthemen hier, stellte ich dieses Thema bewusst in die Kategorie "Stammtisch".