Freizeitpreuße
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@Kajihei: Erst einmal vielen Dank für Ihre letzte Antwort. Damit konnte ich schon mal mehr anfangen.
Natürlich gibt es diese "Hochsprache" die ich erhalten will. Das Deutsche entstand aus den germanischen Sprachen vor ca. 1200 Jahren - Beginn der Zweiten Lautverschiebung/Deutsche Lautverschiebung. Richtig ist, dass es verschiedene Mundarten im deutschen Sprachraum gab, und keine genormte, zu 100 % einheitliche Sprache. Dadurch kann man aber nicht das Deutsche an sich wegreden. Die Mundarten hatten/haben die Deutsche Lautverschiebung gemeinsam (mit Ausnahme des Niederdeutschen - hier streiten sich die Wissenschaftler heute sogar noch, ob es denn trotzdem eine deutsche Mundart sei, oder eine Fremdsprache die mit dem Deutschen verwandt sei). Und dann kam der Herr Martin Luther mit seiner Bibelübersetung und dem ersten und erfolgreichen Versuch, ein Standarddeutsch zu erschaffen. Er versuchte, die Bibel für ganz Deutschland so verständlich wie möglich aus dem Lateinischen zu übersetzen. Verständlich zu machen für z. B. den Niederdeutschen im Norden, den Oberdeutschen im Süden. Dabei schuf er aber keine künstliche Plansprache (wie z. B. Esperanto) sondern er orientierte sich an die Sächsische Kanzleisprache und beachtete die außerdem die Besonderheiten im Norden und Süden Deutschlands. Seit dem gibt es sehrwohl ein gewisses Standarddeutsch, welches sich natürlich im Laufe der Zeit änderte (warum das doch so natürlich nicht immer ist, dazu komme ich gleich). Beispielsweise Nachrichtensprecher werden dazu angehalten, die deutsche Standardlautung zu verwenden. Und hier wo ich wohne, sprach man ursprünglich Niederdeutsch (immer noch teilweise). Hier setzt sich das durch, was man gemeinhein als Hochdeutsch bezeichnet. Sicherlich hier und da eingefärbt durch regionale Unterschiede, aber dennoch Hochdeutsch. Übrigens: Ich bin nicht nur für die Pflege des Hochdeutschen, sondern auch für den Erhalt der Dialekte. Ich spreche selber Hochdeutsch, bringe mir aber gerade Niederdeutsch selber bei, was mich meine Eltern leider nicht lehrten. Ich finde, das gehört zur Sprach- und Kulturpflege dazu. Außerdem brachte ich mir die Deutsche Schrift (fälschlicherweise hauptsächlich unter "Sütterlin" bekannt) bei.
So, zurück zum Thema: Die vielzitierte Phrase "Sprache lebt" ist nur die halbe Wahrheit! Sprache wird immer auch "gemacht". Sei es zentral (z. B. Abschaffung der Bruchschriften wie z. B. Fraktur, Kurrentschrift 1941 durch den Normalschrifterlass der kulturzerstörenden Nazis; oder der heutigen Rechtschreibreform) oder dezentral durch dümmliche Modewellen wie Denglisch, hervorgerufen durch ein Minderwertigkeitsgefühl der Deutschen seit 1945, sowie kapitalistische Firmen, die sich einen Scheiß um die Sprache scheren, die Werbung mit Anglizismen und Scheinanglizismen vollpacken, welche dann in der nicht sehr kultur- und sprachbewussten Bevölkerung hängen bleibt.
Das man diesen Zustand nicht hinnehmen braucht und durchaus Erfolge mit sprachpflegenden Aktionen haben kann - lehrt uns ein Blick in die Geschichte! Sprachpfleger wie z. B. der Fruchtbringenden Gesellschaft haben wir es zu verdanken, dass wir nicht mehr mit der Billet auf dem Perron stehen um in ein Coupe zu steigen. Sondern mit der Fahrkarte auf dem Bahnsteig, um in ein Abteil zu steigen. Beispiele wie diese, gibt es viele. Im Übrigen haben es die Juden im 19. Jahrhundert sogar geschafft, ihre tote Sprache (Jüdisch/Hebräisch) wiederzubeleben und als Alltagssprache auferstehen zu lassen - eine kulturelle Meisterleistung. Und auch das Isländische ist heute noch nahezu unbeeinflusst von Fremdwörtern. Es geht alles, nur der Wille muss da sein!
Verstehen Sie mich bitte nicht falsch. Es geht mir nicht darum das Deutsche rein zu halten - man muss auch mal die Kirche im Dorf lassen (kein Sprachpurismus). Es geht mir lediglich darum, den Grundcharakter der Deutschen Sprache zu erhalten. Und das Sprachpfleger damit Erfolg hatten, zeigt die Geschichte.
Stoppt die Sprachpanscherei!
Stoppt Denglisch!
Bewahrt die Sprache der Dichter und Denker!
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