Hallo Clouseau,
die beiden Stücke der Versteigerung sind mir vom Katalog her bekannt.
Es gibt zwar Fotos von preussischen Reserve- bzw. Landwehr-Husaren mit randverstärkten Griffbügelstichblatt-Säbeln! Wobei aber nicht feststeht, um welches Modell es sich genau handelt. Diese Bilder stammen aus den 1860/70er Jahren und sind zumeist nicht lokalisierbar. Ausnahmen sind solche aus Merseburg (LH12?) und aus Zwickau! Bei letzterem müßte man nachschlagen, welche preußischen Reserve oder Landwehrhusaren 1866/67 dort stationiert waren. Zumindest wurde in Zwickau am 18. Oktober 1863 mit dem Colombstein dort 50 Jahre nach der Völkerschlacht bei Leipzig ein Husarendenkmal eingeweiht. Wo hingegen 1870 in Zwickau nur Landwehr-Infanterie stand.
Doch verweilen wir noch einmal kurz bei den Säbeln der hannoverschen schweren Kavallerie. Wir haben es hier mit 2 Regimentern a 4 Eskadronen zu je rund 110 Mann incl. Reserve zu tun. Aufgerundet rund 1000 Säbel.
Diese Menge verteilt auf verschiedene Dragoner und Husaren-Regimenter dürfte kaum ausgereicht haben. Auch nicht beim geringen Kriegsetat der Landwehr.
So hatte beispielsweise 1870/71 das 1. Reserve Dragoner Regiment ein Stärke von 702 Mann, die anderen Reserve-Husaren- und Dragoner-Regimenter brachten es jeweils rund 600 Mann. Folglich würden auch die beiden Formationen nach den Truppenstempel von der Etatstärke nicht passen.
Problematisch bleiben auch die m. E. nichtpreußischen Truppenstempeln:
1.R.D.2.19
1. Reserve Dragoner Regiment, 2 Eskadron, Waffe Nr. 19???
Das „R“ ist m. E. nicht Reserve, sondern Regiment. Und 1. Regiment, Depot / Division / Direktion 2 mit nachfolgender Waffennummer ergibt keinen rechten Sinn.
1.D.E.2.48
1. Dragoner-Regiment, Eskadron / Ersatz / Eisenbahn 2 ist ebenfalls problematisch.
Natürlich ist der "E=Eskadron-Stempel" auf preußischen Waffen nicht unbekannt. Ich bitte aber zu bedenken, daß hier theoretisch von einem Zeitraum
nach 1866 ausgegangen wird. Normalerweise ist dieser Eskadron-Stempel zeitlich früher und meist kursiv geschlagen. Hinzu kommt, daß die Eskadron-Nummer normalerweise vor dem "E" steht!
So wirken die Stempel eher wie die einer 1. Einheit, der zweite Buchstabe für die Eskadron (4. Oder 5.?) und die nächste Zahl für den 2. Zug (?) mit nachfolgender Waffennummer.
Ich neige aus den oben genannten Gründen nicht zu einer Zuschreibung nach Hannover oder Preussen und nehme daher gerne die Position des Advocatus Diaboli ein.
Aber vielleicht findet sich ja gerade dadurch ein völlig anderer Lösungsansatz. Gegenmeinungen sind ausdrücklich erwünscht!
Gruß
ulfberth