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corrado26

(Super-Moderator)

Die Fotos zeigen einen Pallasch/Säbel mit vermutlich preußischen Truppenstempeln des Dragoner-Regiments N°1 mit einem Gefäß, das ich nicht zuordnen kann. Sicherlich gibt es hier jemand, der weiterhelfen kann?
Herzlichen Dank
corrado26

18.02.15, 14:43:48

corrado26

(Super-Moderator)

Hat wirklich niemand eine Idee?
corrado26

20.02.15, 17:34:10

Clouseau

(Mitglied)

Das könnte ein Säbel des ehemaligen Königreichs Hannover sein.

Bitte einmal die genauen Maße mitteilen, dann kann ich vielleicht mehr sagen.

Die Truppenstempel stammen vermutlich aus späterer Zeit (d. h. nach 1866).

20.02.15, 18:54:55

corrado26

(Super-Moderator)

Klingenlänge - 810 mm
Gesamtlänge - 1060 mm
Gesamtlänge mit Scheide - 1100 mm
Pfeilhöhe - 8 mm
Klingenbreite - 39 mm
Klingendicke - 10 mm

corrado26

21.02.15, 17:06:54

Clouseau

(Mitglied)

Von den Maßen her passt es zwar nicht 100-%ig, aber der Herstellerstempel ist ein deutliches Indiz, dass es sich bei dieser Waffe um den vermutlich 1859 eingeführten Säbel für die beiden Kürassier-Regimenter der hannoverschen Armee handelt. Deren Vorbild war wiederum der damalige österreichische Kavalleriesäbel.

Vermutlich gab es Varianten bei den Gefäßen, hier sollten aber Sammler, die sich speziell mit der Armee Hannovers befassen, mehr sagen können.

Beschrieben wurde der Säbel u. a. von Gerhard Seifert im Deutschen Waffen Journal 11/70, S. 940 f., und in dem Buch "Die Armee des Königreichs Hannover", U. Vollmer, S. 110 f..

21.02.15, 17:38:39

corrado26

(Super-Moderator)

Herzlichen Dank
corrado26

21.02.15, 17:47:12

ulfberth

(Moderator)

Zitat von Clouseau:
... Beschrieben wurde der Säbel u. a. von Gerhard Seifert im Deutschen Waffen Journal 11/70, S. 940 f., und in dem Buch "Die Armee des Königreichs Hannover", U. Vollmer, S. 110 f..


So völlig konform kann ich noch nicht mit der hier vorgenommenen Bestimmung gehen.

Der von Seifert beschriebene ähnliche Säbel hatte den Truppenstempel der Garde du Corps (G.d.C.), welcher zumindest eine grobe Bestimmung erlaubte.

Der hingegen 1978 von v. Gusovius bei Vollmer beschriebene Säbel ist m. W. ein nicht eingeführtes Versuchsmodell mit dem Truppenstempel der Garde Cuirassiere (G.C.).

Bei beiden Stücken erfolgte über Provenienz und/oder Truppenstempel eine Bestimmung.

So gibt es gerade bei Hannover in den 1850er Jahren verschiedene Truppenversuche - u. a. auch bei den Blankwaffen der schweren Kavallerie. Also GdC und GC. Wobei sich heute auch hier vermutlich nicht mehr alles eindeutig dokumentieren läßt. Manche Beschreibung läßt sich nicht wirklich mit einem Realstück verbinden. Die alleinige Zuordnung zum 1892 in Celle gegründeten "Vaterländischen Museum" ist sicherlich hilfreich, klärt aber auch nicht immer alle Fragen.

Bei dem hier vorgestellten Säbel irritieren mich aber weiterhin die nicht wirklich dazu zuordenbaren (preußischen???) Truppenstempel. Haben wir es hier wirklich mit einer hannoverschen Blankwaffe zu tun?

Gruß

ulfberth


www.seitengewehr.de
22.02.15, 00:57:59

Clouseau

(Mitglied)

"Bei dem hier vorgestellten Säbel irritieren mich aber weiterhin die nicht wirklich dazu zuordenbaren (preußischen???) Truppenstempel. Haben wir es hier wirklich mit einer hannoverschen Blankwaffe zu tun?"


Hallo ulfberth,

ich hatte ja schon in meinem ersten Beitrag geschrieben, dass die Truppenstempelung aus "nachhannoverscher" Zeit stammen dürfte.
Insofern hast Du Recht, als dass der Säbel zum Zeitpunkt des Schlagens dieser Stempel keine hannoversche Blankwaffe mehr war.

Ich bin kein Experte zum Thema Hannover und vermute, dass dieser Säbel (wenn die bisher geäußerten Vermutungen überhaupt richtig sind !)
nach 1866, als Hannover zu einer preußischen Provinz wurde, zunächst eingelagert und später bei passender Gelegenheit aushilfsweise wieder reaktiviert wurde.

22.02.15, 09:39:05

Clouseau

(Mitglied)

2 Exemplare dieser Waffe wurden im Jahr 2005 bei der Auktion auf Schloss Marienburg versteigert.
Beide offenbar mit Truppenstempel GdC.

S. Katalog Sotheby´s, Vol. III, lfd. Nrn. 3833/3834.

01.03.15, 18:49:13

ulfberth

(Moderator)

Hallo Clouseau,

die beiden Stücke der Versteigerung sind mir vom Katalog her bekannt.


Es gibt zwar Fotos von preussischen Reserve- bzw. Landwehr-Husaren mit randverstärkten Griffbügelstichblatt-Säbeln! Wobei aber nicht feststeht, um welches Modell es sich genau handelt. Diese Bilder stammen aus den 1860/70er Jahren und sind zumeist nicht lokalisierbar. Ausnahmen sind solche aus Merseburg (LH12?) und aus Zwickau! Bei letzterem müßte man nachschlagen, welche preußischen Reserve oder Landwehrhusaren 1866/67 dort stationiert waren. Zumindest wurde in Zwickau am 18. Oktober 1863 mit dem Colombstein dort 50 Jahre nach der Völkerschlacht bei Leipzig ein Husarendenkmal eingeweiht. Wo hingegen 1870 in Zwickau nur Landwehr-Infanterie stand.


Doch verweilen wir noch einmal kurz bei den Säbeln der hannoverschen schweren Kavallerie. Wir haben es hier mit 2 Regimentern a 4 Eskadronen zu je rund 110 Mann incl. Reserve zu tun. Aufgerundet rund 1000 Säbel.

Diese Menge verteilt auf verschiedene Dragoner und Husaren-Regimenter dürfte kaum ausgereicht haben. Auch nicht beim geringen Kriegsetat der Landwehr.
So hatte beispielsweise 1870/71 das 1. Reserve Dragoner Regiment ein Stärke von 702 Mann, die anderen Reserve-Husaren- und Dragoner-Regimenter brachten es jeweils rund 600 Mann. Folglich würden auch die beiden Formationen nach den Truppenstempel von der Etatstärke nicht passen.


Problematisch bleiben auch die m. E. nichtpreußischen Truppenstempeln:

1.R.D.2.19
1. Reserve Dragoner Regiment, 2 Eskadron, Waffe Nr. 19???
Das „R“ ist m. E. nicht Reserve, sondern Regiment. Und 1. Regiment, Depot / Division / Direktion 2 mit nachfolgender Waffennummer ergibt keinen rechten Sinn.

1.D.E.2.48
1. Dragoner-Regiment, Eskadron / Ersatz / Eisenbahn 2 ist ebenfalls problematisch.

Natürlich ist der "E=Eskadron-Stempel" auf preußischen Waffen nicht unbekannt. Ich bitte aber zu bedenken, daß hier theoretisch von einem Zeitraum nach 1866 ausgegangen wird. Normalerweise ist dieser Eskadron-Stempel zeitlich früher und meist kursiv geschlagen. Hinzu kommt, daß die Eskadron-Nummer normalerweise vor dem "E" steht!


So wirken die Stempel eher wie die einer 1. Einheit, der zweite Buchstabe für die Eskadron (4. Oder 5.?) und die nächste Zahl für den 2. Zug (?) mit nachfolgender Waffennummer.


Ich neige aus den oben genannten Gründen nicht zu einer Zuschreibung nach Hannover oder Preussen und nehme daher gerne die Position des Advocatus Diaboli ein. lachen

Aber vielleicht findet sich ja gerade dadurch ein völlig anderer Lösungsansatz. Gegenmeinungen sind ausdrücklich erwünscht!


Gruß

ulfberth



www.seitengewehr.de
02.03.15, 09:21:28
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