Grenadier
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Kurzes Update, ich habe einmal an einen Verein in Zittau bzw. Bautzen geschrieben, leider konnte dort in den alten Dokumenten nicht ermittelt werden was Februar bis März 88 war.
Dann habe ich an das Militärhistorische Museum der Bundeswehr in Dresden geschrieben, dort hat man mir im Prinzip den jetzigen Wissensstand bestätigt, also alles in allem nix neues.
Sehr geehrter Herr S.,
ich habe jetzt noch mal alle meine Unterlagen hinsichtlich Ihres angegebenen Zeitraumes überprüft, konnte aber leider nichts finden. Wenn größere Übungen in der Oberlausitz abgehalten wurden, ist das zu der Zeit immer durch die Presse gegangen. Auch dort, genauso wie in der Chronik des 102. Regiments, steht über über das Jahr 1888, außer dass 2. Kaiser gestorben sind, nur wenig. Tut mir leid, dass ich Ihnen da nicht weiterhelfen kann.
Viele Grüße
A. K.
Sehr geehrter Herr S.,
aller Wahrscheinlichkeit nach handelt es sich bei der Gravur auf dem Degengefäß (evt. bei dem gesamten Degen) um ein Offiziersgeschenk. Es war unter Kameraden, die gemeinsam Dienst geleistet hatten, sei es in einem Regiment oder auf einem Lehrgang, durchaus üblich, sich zum Abschied ein Geschenk zu überreichen. Das konnten Gegenstände aller Art sein, von Silbertellern bis hin zu Waffen, die stets eine persönliche Widmung trugen.
In dem vorliegenden Fall ist der Name Krug von Nidda interessant. Das Geschlecht dieses Namens erscheint im sogenannten "Verlohren" , "Stammregister und Chronik der Kur - und Königlich Sächsischen Armee von 1670 bis zum Beginn des Zwanzigsten Jahrhunderts" (bearb. von Heinrich August Verlohren, hrsg. von Max Barthold und Franz Verlohren, ersch. in Leipzig 1910) auf den Seiten 319-320. Die Krug von Nidda waren demzufolge "ein Patriziergeschlecht in Basel und später in Erfurt". Zwei im Register aufgeführte Krug von Nidda kämen m.E. in dem vorliegenden Fall als Empfänger der Widmung in Frage:
Hans Heinrich Ludwig Roland Krug von Nidda, geb. 1857 in Dresden und 1910 noch am Leben. Er war 1877 Portepée-Fähnrich beim Garde-Reiter-Regiment in Dresden. Er wurde, dann schon Premier-Leutnant, 1887 zur Kriegsakademie kommandiert, die er bis 1890 besuchte. Das könnte auch die Gelegenheit gewesen sein, bei der sich Francke und er kennenlernten. Da Krug von Nidda bis 1890 blieb, wird der bewusste Francke die Akademie oder Dresden 1888 verlassen haben, ganz gleich, zu welchem Zweck er sich dort aufgehalten hatte. Hans Heinrich Krug von Nidda wurde 1904 Kommandeur des Garde-Reiter-Regiments, 1908 Kommandeur der 3. Kavallerie-Brigade Nr. 32. und führte 1914-1916 und 1917-1918 als Generalleutnant, dann als General der Kavallerie eine Division. Er starb 1922 im heimatlichen Gersdorf.
Der zweite in Frage kommende Krug von Nidda hieß Friedrich Wilhelm Hermann Thassilo und wurde schon 1855 in Potsdam geboren. Er wechselte offenbar aus dem preußischen in den sächsischen Dienst und diente ab 1887 beim 4. Infanterie-Regiment Nr. 103, ab 1898 als Major und Bataillonskommandeur bei Nr. 104. Dort beschloss er 1899 seine aktive Dienstzeit und starb bereits 1900.
Franckes sind bei Verlohren in noch größerer Zahl verzeichnet (S. 219-220). Der Einfachheit halber habe ich die Einträge zu den in Frage kommenden Namensträgern "ausgeschnitten": Altersmäßig kämen Franz Samuel Ludwig Francke und Karl Paul Bruno Francke in Frage. Allerdings ist nicht erkennbar, dass einer von ihnen zur gleichen Zeit wie mit Hans Heinrich Krug von Nidda die Kriegsakademie in Dresden besuchte. Es kann aber andere Gelegenheiten für Bekanntschaften gegeben haben und sei es die gemeinsame Teilnahme an einer Feierlichkeit oder einer dienstlichen Tätigkeit, die bei Verlohren nicht vermerkt ist. Das Rätsel ist also nicht ganz gelöst, aber vielleicht konnte ich ein paar hilfreiche Anhaltspunkte geben.
Mit freundlichen Grüssen
Dr. G. B.
Leiter Sachgebiet Uniformen/Feldzeichen, Kurator
Gruß Robert
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