Hallo Roland,
erstmal Gratulation zum Degen. Wenn ich daran denke, wie ich seinerzeit hinter so einem Stück her war.
Zum Klappern des Griffs: Meines Erachtens wurde der Niet derart geöffnet, indem man mit etwas Gewalt die Griffkappe Richtung Klinge schob (die Hilze gibt dabei einige wenige Millimeter nach), bis der Nietkopf sichtbar wurde. Dann wurde wohl der seitlich überstehende Rand der Vernietung, welcher die Teile letztendlich zusammenhält, abgefeilt. Dabei scheinen die kreisrunden Riefen auf der Griffkappe entstanden zu sein, welche ich in der unteren ersteren Abbildung durch rote Pfeile verdeutlicht habe.
Was man anschließend wohl nicht mehr fertig bekommen hat, ist die Vernietung der Angel. Dieses erachte ich in diesem Fall als Vorteil, denn bei einer, auch von mir empfohlenen Restaurierung, ist noch genügend Material an der Angel, um eine Vernietung herzustellen. Die Angel braucht nicht gestreckt werden, falls es hier nicht schon geschehen ist (erkennt man erst nach dem Öffnen des Gefäßes). Mit etwas Glück, ist die Hilze noch die Originale, so daß man "nur" noch die Belederung und die Drahtwicklung erneuern (lassen) muß.
Thema Stoßleder: Befände sich ein Stoßleder zwischen Stichblatt und Angel, so würde es bei der Vernietung zerstört. So meine ich, säße ein vor der Montage über die Angel geschobenes Stoßleder maximal zwischen Stichblatt (bzw. Parierstange) und
den äußeren Enden der Klingenschultern. Demnach würde es beim Verlust des Stoßleders zwar einen Spalt ergeben*), aber noch kein Wackeln des Gefäßes. Gefäße wackeln meistens erst dann, wenn sich, neben dem Schrumpfen der Hilze, das weichere Messing am Stahl der Klingenschultern abgenutzt hat, bzw. die Angeldurchführung durch längerem Gebrauch ausgeschlagen ist. Hier reichen ja schon wenige hundertstel Millimeter, und es klappert.
*)Zur Erklärung meiner Theorie siehe Bild Nr. 2. Aber Vorsicht, mein Vergleich hinkt, da bei diesen beiden Säbel das Stoßleder nie auf die Angel geschoben war. Das Bild dient nur zur Erläuterung meiner Theorie, und zum Beweis, daß auch ein Spalt zwischen Klingenschultern und Stichblatt kein automatisches Klappern des Griffes zur Folge haben muß.
Gruß,
Thomas