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Deutschen Gesellschaft für Heereskunde e.V.
 
 

Der „vergessene“ Neue Preußische Säbel der preußischen Garde-Husaren

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08.06.09, 13:13:47

fritz1888

Hallo Michael,

Natürlich verstehe ich, dass sich heute die Umstände der Einführung dieses Säbels nicht mehr zweifelsfrei feststellen lassen. Allerdings deutet doch vieles daraufhin, dass es sich um eigenständiges Modell handelt, dass auch so offiziell bei den Garde Husaren getragen wurde:

Es gab zwei Lieferungen (1849 & 1850) von zwei Herstellern (S&K und Weyersberg). Natürlich lässt sich argumentieren, dass bei der ersten Lieferung nicht genügend Säbel geordert wurden oder dass man auch das Produkt eines anderen namhaften Solinger Herstellers prüfen wollte. Allerdings steht das im Gegensatz zu dem, was wir zum Beispiel über die Versuche mit Säbeln im Jahre 1842 wissen. Damals erhielten ausgesuchte Regimenter nur je zwei Säbel pro Eskadron für Truppenversuche. Beim Garde Husaren Regiment werden gleich mehrere Eskadrons mit dem Korbsäbel ausgerüstet und es werden sogar für die Reserveeinheiten Waffen bereitgehalten. Wie bereits erwähnt sprechen wir also über eine relativ hohe Anzahl von Stücken, deren Anschaffung den Staat auch etwas gekostet haben wird. Ich stelle mir vor, dass sich im sparsamen Preußen so eine Ausgabe nicht für einen Versuchssäbel rechtfertigen ließ. Nehmen wir einen andren Versuchssäbel zum Vergleich, den Versuchspallasch 1886. Auch wenn dieser Pallasch in gleich zwei deutschen Staaten, Preußen und Sachsen, zu Versuchszwecken geführt wurde, ist er im Vergleich zum Korbsäbel der Garde Husaren heute sehr selten. Dies erlaubt doch Rückschlüsse auf eine sehr geringe ursprüngliche Stückzahl, wie man sie bei einem wirklichen Versuchsstück erwarten würde.

Darüber hinaus ist die Tatsache, dass der Korbsäbel, seine Beschaffenheit und seine Einführung von öffentlich zugänglichen Quellen (Regimentsgeschichte, Gohlke etc.) später erwähnt werden, ein weiteres Indiz. Weiterhin dürfen wir nicht vergessen, dass erst um 1857 die Ausrüstung der leichten Kavallerie mit dem Korbsäbel 1852 abgeschlossen wurde. Dies trifft auch für die Garde zu und es ist nur schwer vorstellbar, dass ein ganzes Regiment (gerade bei der Garde) bis zu sieben Jahre lang ohne eine blanke Seitenwaffe auskommt. Dass der Säbel 1855 in Großbritannien auftaucht, mag bedeuten, dass die Garde Husaren ihre Waffen schon abgegeben hatten und bereits den Korbsäbel 1852 trugen und somit eines der ersten Regimenter waren, die den neuen Säbel erhielten. Dies ließe sich zum Beispiel erhärten durch frühe Stücke, die zwischen 1852 und 1855 ausgegeben wurden und den Stempel der Garde Husaren tragen.

Als advocatus diaboli gehe ich jetzt einmal sogar soweit, und sage dass wir von einem Sondermodell sprechen sollten, nicht unähnlich dem „Kürassier-Pallasch Sondermodell Gardes du Corps“.

Ich nehme an, die Diskussion ist noch nicht zu ende :)

Viele Grüße aus London,

Peter
08.06.09, 19:57:40

Zietenhusar

geändert von: Zietenhusar - 08.06.09, 20:47:29

Hallo Sammlerfreunde,

ohne aktiv an der Klärung des Sacherhaltes teilzunehmen, möchte ich zusammenfassen, wie ich das Bisherige verstanden habe. Laut Regimentsgeschichte erhielten die Gardehusaren im Frühjahr 1849 "...eine Anzahl Korbsäbel mit welchem es Versuche anzustellen hatte". Leider ist nicht ersichtlich, was man unter "Anzahl" zu verstehen hat. Ich gehe aber davon aus, daß es zu diesem Zeitpunkt nur wenige waren, zumal die ebenso zum Versuchszwecke ausgeteilten Pistolen*) auch nur 9 Stück zählten. Waren die in diesem Frühjahr ausgeteilten Waffen nur "Versuchswaffen", oder vielmehr gleich das zukünftig dem Regiment angedachte "Modell"? Hier scheint m. E. der Verständnisfehler zu liegen.
Die bisher erfolgten Ausarbeitungen, der zu diesem Thema aktiven Fachautoren, unter Erwähnung der hohen Quantität dieses Modells und der Bestempelungen derselben, handelt es sich um ein offiziell eingeführtes Modell und kann nicht als Versuchmodell oder -säbel bezeichnet werden. Meines Erachtens muß die Aussage in der Regimentsgeschichte anders interpretiert werden. Nach dem "Versuch" mit der Waffe wurde sie offiziell eingeführt, bzw. die Versuche begannen zeitgleich mit der Einführung als reguläres Modell.
Regimentsgeschichten sind sehr informativ, sie werden aber nicht von höheren Militärbeamten geschrieben, sondern meist "nur" von aktiven (Stabs-)Offizieren der entsprechenden Regimenter.

Auch wenn die Waffe kein Versuchsmodell ist, war die Einführung derselben ein Versuch, in Preußen einen funktionierenden Korbsäbel einzuführen, um den immer lauter werdenden Kritiken über die Bügelsäbel entgegen zu wirken. Das bald darauf eine andere Waffe, nämlich der Kavalleriesäbel M52, als optimaler empfunden und eingeführt wurde, war zum Zeitpunkt der Einführung des neuen preußischen Säbels wohl nicht vorauszusehen.

Schlußendlich möchte ich Peter's Aussage wiederholen:
"Trotzdem sollte sich jeder freuen, wenn er diesen seltenen Säbel an der Wand hat."

Das Thema an sich ist noch lange nicht abgeschlossen. Es steht immer noch die Frage, warum es verschiedene Varianten gibt, oder ob der Säbel zeitgleich für andere Länder hergestellt wurde. Ich empfehle, am Ball zu bleiben und weitere Erkenntnisse preiszugeben.

Gruß,
Thomas

*) Vielleicht könnte die Feuerwaffen-Fraktion weitere Erkenntnisse zum Thema, oder vielleicht nur zur erwähnten Perkussionspistole, beitragen?
08.06.09, 22:58:38

limone

geändert von: limone - 08.06.09, 23:02:57

Schön, dass ihr Euch dieses Themas so intesiv widmet!

Könntet ihr bitte noch sagen, wieviele Säbel dieses Modells ihr "gesichtet" habt?

Und wo gab es die Fertigungs- und in welchem Bereich bewegten sich die Maßunterschiede? (Wenn ich mir das sehr interessante Foto von den drei nebeneinanderliegenden Gefäßen anschaue, wirkt beim rechten das Stichblatt breiter und die Griffkappe oben deutlich mehr Richtung Griffbügel geneigt. Beim mittleren wirken die Nietköpfe am Griffkappenlappen kleiner - sind die beiden linken und der rechte in unterschiedlichen Jahren abgenommen oder gibt es da keinen Zusammenhang?)

Grüße
09.06.09, 00:25:28

mario

geändert von: mario - 09.06.09, 00:40:16

Hallo Carsten,
gesichtet haben wir 5, Beschreibungen 4 davon 2 mit Fotos.
Auf dem Bild sind der Linke und der in der Mitte FW50 von SK, der Rechte FW49 ohne Hersteller auf der Klinge, Scheide SK.
Bei den beiden 50gern beträgt der Unterschied der Länge der Parierstange schon 6mm und das vom selben Hersteller. Daraufhin haben wir nichr weiter nach den Unterschieden gesucht. Ein Säbel von diesem Modell ist nicht wie der andere.
Säbel auf denen sich das Ausmusterungszeichen bzw. L8 befindet, haben keinen "Truppenstempel". Ich habe keine Lust mehr auf das Thema. Ob nun Versuchs-Säbel, Säbel für die GH oder Sondermodell ... wir werden sehen und ich bin der letzte der sich hier rumstreitet.
Gruß Mario
09.06.09, 00:57:28

limone

Zitat von mario:
Ein Säbel von diesem Modell ist nicht wie der andere.


Danke, das ist ein interessanter Hinweis!

Lass Dir bloß den Spaß nicht verderben :)

Grüße

Carsten
09.06.09, 09:26:38

KiBuch

geändert von: KiBuch - 09.06.09, 09:27:52

Mario, jeder der dich in Natura erlebt hat, wird es tunlichst vermeiden, sich mit dir zu streiten - geht auch gar nicht - diskutieren schon. ;)

Wie auch in diesem Fall - ist doch nur legitim, möchte man einen gemeinsamen Nenner finden.
In einem Punkt sind wir uns doch schon einig:
Jeder, der DIESES Stück besitzt, freut sich doch über diesen seltenen Säbel ;) , auch wenn ich eingestehen muß, nicht ganz von den obigen Ausführungen überzeugt worden zu sein, überaus interessante Indizien und Interpretationen, aber...

Vielleicht beleuchtet eine Antwort des Deutschen Historischen Museums in Berlin diese Thematik - wobei ich nicht sehr zuversichtlich bin, überhaupt Auskunft zu erhalten - es sind schon ca.4 Wochen vergangen.
Abwarten.....


Grüße, Michael
09.06.09, 10:05:39

fritz1888

Nein, streiten sollten wir uns wirklich nicht. Dazu ist uns allen doch unser Hobby zu lieb. Wir haben uns doch hier zusammengefunden, um dieses Hobby zu teilen, Erfahrungen auszutauschen, einander zu helfen und neue Erkenntnisse zu gewinnen und zu diskutieren.

Hoffentlich lässt sich hier etwas mehr Licht auf diesen seltenen Säbel werfen und vielleicht kommt ja noch etwas vom Deutschen Historischen Museum, dass uns weiterhilft.

Viele Grüße,

Peter
09.06.09, 12:24:21

mario

Dann sind ja die Fronten geklärt und es kann weitergehen.
Gruß Mario
09.06.09, 13:55:22

Zietenhusar

Ich finde, es ist beim Thema doch schon ordentlich was zusammengekommen :) . Eine gute Basis für noch darauf folgende Erkenntnisse wurde geschaffen. Da ich mich nicht damit beschäftigt habe, läßt mich das bisher dargebrachte den Sachverhalt langsam begreifen.
Apropos "...seltenen Säbel an der Wand...", bei mir ist's immer noch die Vorfreude darauf, denn der Fleck an meiner Wand ist immer noch leer. ;)

Gruß,
Thomas
09.06.09, 17:42:04

Schwertfeger

geändert von: Schwertfeger - 09.06.09, 17:42:53

Zitat von KiBuch:

... ; auf Grund seiner nicht geringen Fertigung in den Jahren 1849 und 1850 den Schluß zuzulassen, das diese Waffe offiziell getragen wurde, ist leider nicht eindeutig zu klären...


Nachdem die Stimmung in diesem Thema nicht mehr so gut scheint, traue ich mich kaum noch etwas dazu zu schreiben. Eine Anmerkung möchte ich KiBuch dennoch geben.

Hallo Michael,

die obige Fragestellung ist geklärt. Wer die jüngeren Beiträge dazu sorgfältig gelesen hat, dem wird der entsprechende Hinweis nicht entgangen sein.

Viele Grüße

Schwertfeger
 
 
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